Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , ,

Sicilianische Lieder (8) – Die Tochter von Carini

Von

Nicht von Heroen und Kriegern, von Königen oder Tyrannen,
Dion und Dionys und von Timoleon nicht,
Nicht von Roger dem Grafen, von Arabern oder Normannen,
Nicht von Staufen ertönt oder von Franken mein Lied.
Euch, o freundliche Wellen, entrauscht den Saiten der Wohllaut,
Die ihr purpurnen Scheins lustig den Kahn mir umhüpft.
Noch umwehn mich die Düfte des fruchtbeladenen Thales,
Wo verschwindend Natur Wollust empfindet und weckt.
Und der spiegelnden Fluth entragt der geröthete Meerfels,
Den der Schiffer umfährt, wenn er Panormus erstrebt.
Lachend rollet der Golf die glänzenden Wogen und ferne
Dämmert im Reiche Neptuns Ustica bläulichen Dufts.
Und dem felsigen Hang, der niederhängt in die Wasser,
Rudr′ ich entgegen; wie süß hier die Erinnerung ist!
Hykkara schwand, es zerstört′ es der Grieche; doch immer lebendig
Bleibt dein reizendstes Bild, schönste der Griechinnen, mir.
Laïs Heimath zu sein, nicht rühme sich dessen Carini,
Wenn es der Tochter auch ewige Glorie verdankt.
Eher glaub′ ich, sie stieg vollendet aus goldenen Fluthen,
Um dem entzückten Geschlecht sichtbare Göttin zu sein.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Sicilianische Lieder (8) - Die Tochter von Carini von Wilhelm Friedrich Waiblinger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Sicilianische Lieder (8) – Die Tochter von Carini“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist eine Hommage an eine unbekannte Frau aus Carini, wahrscheinlich aus der Antike, und ein Loblied auf die Schönheit und den Charme Siziliens. Es verzichtet auf die klassischen Themen von Helden, Kriegern und Königen und wendet sich stattdessen der sinnlichen Erfahrung und der Erinnerung zu. Die Eröffnungsverse etablieren einen Kontrast zu epischen Erzählungen, indem sie die Abwesenheit von bekannten historischen Figuren wie Dionys oder Roger dem Grafen betonen und sich stattdessen auf die Schönheit und die Sinnlichkeit der Natur konzentrieren.

Die ersten Strophen beschreiben die lebendige Natur Siziliens, insbesondere das Meer und die Küstenlandschaft. Der Dichter lässt die „freundlichen Wellen“ als Quelle des Gesangs erklingen, die den Kahn umspielen und die Atmosphäre mit ihrer Farbenpracht bereichern. Die Erwähnung der Düfte des „fruchtbeladenen Thales“ und der „spiegelnden Fluth“ erzeugt eine sinnliche Erfahrung, die die Schönheit der Landschaft betont. Die Erwähnung von Orten wie Panormus und Ustica vertieft die räumliche Verortung und verstärkt das Gefühl der Verbundenheit des Dichters mit Sizilien. Die Beschreibungen sind detailreich und beschwören eine lebhafte, fast greifbare Atmosphäre herauf.

Der Mittelpunkt des Gedichts verlagert sich zur Erinnerung an eine „Tochter von Carini“. Die Erwähnung von Hykkara, einer zerstörten griechischen Stadt, dient als Hintergrund für das Andenken an die Frau. Das Gedicht lobt ihre Schönheit und ihren bleibenden Eindruck. Der Dichter glaubt, dass sie wie eine „Göttin“ aus dem Meer aufstieg, um das Geschlecht zu entzücken, und übertrifft damit die historische Bedeutung von Orten wie Carini oder anderen bekannten Figuren. Die Tochter von Carini wird somit zur Verkörperung von Schönheit und Anmut.

Die letzten Verse kulminieren in einem Lobpreis der unbekannten Frau. Die Sprache ist lyrisch und von einer bewundernden Haltung geprägt. Waiblinger übertrifft die traditionellen Themen von Ruhm und Macht und konzentriert sich stattdessen auf die individuelle Schönheit und das, was sie verkörpert: die zeitlose Schönheit und Anmut. Das Gedicht ist somit eine Feier der Schönheit und der Macht der Erinnerung, die sich an die sinnliche Erfahrung und das kulturelle Erbe Siziliens anlehnt. Es ist ein Bekenntnis zur individuellen Schönheit und eine Abkehr von den üblichen Themen der klassischen Dichtung.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.