Liebe schont der Götter nicht.
Liebe schont der Götter nicht,
sie kann alles überwinden,
sie kann alle Herzen binden
durch der Augen klahres Licht.
Selbst des Phebus Hertze bricht
seine Klahrheit muss verschwinden,
er kann keine Ruhe finden,
weil der Pfeil noch in ihm sticht.
Jupiter ist selbst gebunden,
Hercules ist überwunden
durch die bittersüsse Pein; –
wie dann können doch die Herzen
bloßer Menschen dieser Schmerzen
gantz und gahr entübrigt seyn?
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Liebe schont der Götter nicht“ von Sibylla Schwarz beschreibt die überwältigende Macht der Liebe und deren Fähigkeit, selbst die Götter zu bezwingen. Die Götter, die für ihre Unverwundbarkeit bekannt sind, bleiben nicht von der Kraft der Liebe verschont. Im ersten Vers wird die Liebe als eine gewaltige Macht dargestellt, die in der Lage ist, „alles zu überwinden“ und „alle Herzen zu binden“, wobei besonders das „klare Licht der Augen“ als Symbol für die Liebe dient, die Verwirrung und Leidenschaft auslösen kann.
Im weiteren Verlauf des Gedichts wird diese Macht an den griechischen Göttern und Heroen exemplifiziert. Selbst Phebus, der Sonnengott, dessen Herz von der Liebe „gebrochen“ wird, kann sich nicht vor dieser Macht schützen. Der „Pfeil“ der Liebe bleibt in ihm stecken, was darauf hinweist, dass selbst seine Klarheit und Macht von der Liebe in den Bann gezogen werden. Diese Darstellung lässt die Liebe als eine tragische, aber unausweichliche Kraft erscheinen, die auch die Stärksten entwaffnen kann.
Auch Jupiter, der höchste der Götter, sowie der Held Hercules sind von der Liebe überwältigt. Dies verdeutlicht, dass kein Wesen, egal wie mächtig es ist, der Liebe entkommen kann. Ihre „bittersüße Pein“ zwingt sie in eine Position der Hilflosigkeit, was die Stärke und Unerbittlichkeit dieser Emotion betont.
Die Schlussfolgerung des Gedichts, dass „bloße Menschen“ dennoch in der Lage sind, diese „Schmerzen“ zu ertragen, stellt die Frage nach der menschlichen Fähigkeit zur Liebe. Während die Götter in ihrer Macht entwaffnet werden, müssen die Menschen, mit ihren begrenzten Kräften, die Qualen der Liebe ebenfalls ertragen. Die Ironie liegt darin, dass es gerade die Menschen sind, die diese „bittersüße Pein“ vollständig erleben müssen, was die gesamte Tragik und die Unausweichlichkeit der Liebe unterstreicht.
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Lizenz und Verwendung
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