Serenade
Wenn vom Berg mit leisem Tritte
Luna wandelt durch die Nacht,
Eil ich zu des Liebchens Hütte,
Lausche ob die Holde wacht.
Seh ich dort die Lampe glühen,
In dem stillen Kämmerlein,
Möcht ich wie der Lampe milder Schein
Spielend um die zarten Wangen ziehen.
Mit des Lichtes schönsten Strahlen
Zög ich um mein liebes Kind,
Farben wollt ich um sie malen,
Wie sie nur am Himmel sind;
Sände Schlummer ihr aufs Auge,
Löschte sie des Lämpchens Schein,
War ihr letzter, süßer Blick noch mein,
Und ich stürbe sanft an ihrem Hauche.
Nimmer darf ich um sie weben,
Wie der Lampe milder Schein,
Doch mein Lied darf zu ihr schweben,
Darf der Liebe Bote sein.
Schwebt denn Töne meiner Laute
Zu des Liebchens Kämmerlein,
Wieget sie in süße Träume ein,
Und dann flüstert: »Denke mein du Traute.«
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Serenade“ von Wilhelm Hauff ist eine romantische Liebeserklärung, die in Form einer nächtlichen Serenade vorgetragen wird. Der Sprecher drückt seine tiefe Sehnsucht und Liebe zu seiner Geliebten aus, wobei er die Bilder des Mondscheins und des sanften Lampenscheins nutzt, um seine Gefühle zu veranschaulichen. Die erste Strophe beschreibt die Heimlichkeit und das Verlangen des Liebenden, der zur Hütte seiner Geliebten eilt, um zu lauschen, ob sie wach ist. Der Wunsch, wie das Licht der Lampe um sie zu schweben, zeigt die Sehnsucht nach Nähe und Zärtlichkeit.
In der zweiten Strophe wird der Wunsch nach noch innigerer Nähe verstärkt. Der Sprecher möchte mit den schönsten Strahlen des Lichts um sein „liebes Kind“ ziehen und Farben um sie malen, die so einzigartig sind wie die Farben des Himmels. Die Vision, dass die Geliebte einschläft und das Licht erlischt, deutet auf den Wunsch nach einem vollständigen Eintauchen in ihre Welt hin, bis hin zum sanften Sterben an ihrem Atem. Diese Übersteigerung der romantischen Gefühle, die bis zum Tode reichen, unterstreicht die Intensität der Liebe.
Die dritte Strophe offenbart die Realität, die dem Sprecher verwehrt ist. Er kann nicht wie das Licht der Lampe um sie weben, doch seine Liebe findet einen anderen Ausdruck: in seinem Lied. Dieses Lied wird zum Boten der Liebe, der in das Kämmerlein der Geliebten schwebt und sie in süße Träume wiegen soll. Die letzten Zeilen, in denen die Geliebte aufgefordert wird, an ihn zu denken, zeigen die Hoffnung des Liebenden, in den Gedanken und Träumen seiner Geliebten präsent zu sein.
Hauff nutzt in diesem Gedicht eine einfache, aber wirkungsvolle Sprache, die von romantischen Bildern und Metaphern geprägt ist. Der Kontrast zwischen dem Wunsch nach direkter Nähe und der Einschränkung, die durch das Singen der Serenade ausgedrückt wird, erzeugt eine Spannung, die die Intensität der Liebe noch verstärkt. Das Gedicht ist ein klassisches Beispiel für romantische Sehnsucht und die Verehrung der Geliebten, die durch die Natur und die Nacht als Kulisse noch verstärkt wird.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.