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Seinem ältesten Freunde Karl Grafen von der Gröben, als er sich mit dem Fräulein Selma von Dörnb

Von

1816.

Uns klingt aus alten Mären
Viel Wunders alter Zeit,
Von Helden reich an Ehren
Und arbeivollem Streit.
Es dringt in Herz und Ohren
Die Kunde wie ein Pfeil:
Auch wir sind hochgeboren,
Zu gleicher Thaten Heil.

Ein Freiherr, stark im Muthe
Und freundlich als ein Kind,
Aus tapferm Hessenblute,
War also hochgesinnt.
Nicht also konnt′ er′s tragen,
Die Freiheit, meint′ er, siegt,
Das Joch wird nun zerschlagen,
Das auf dem Volke liegt.

Vergebens war sein Mühen,
Die Zeit so trüb und schwer,
Der starke Held muß fliehen
Und ziehen über′s Meer.
Zeuch hin, zeuch hin in Ehren,
Du frommer Pilgersmann,
Die Enkel wird man lehren
Von Dörnbergs edlem Bann.

Ein junger Graf aus Preußen,
Ein fröhlich Heldenkind,
Die Ketten zu zerreißen
Durch Tag und Nächte sinnt.
Er konnte nicht gewinnen
Der Freiheit reichen Hort,
Und zog im kühnen Sinnen
Hinauf zum fernen Nord.

O Heimat, reich an Freuden!
O Heimat, reich an Leid!
So klagen wol die Beiden
In trüber Banneszeit.
In England und in Schweden
Hört mancher tapfre Mann
Die freien kühnen Reden,
Und freut und stärkt sich dran.

Da leuchten Moskau′s Flammen,
Ein freudig Morgenroth;
Die von Thuiskon stammen,
Verstehn solch Heergebot:
Viel süße liebe Stimmen
Erklingen über′s Meer,
Die beiden Kämpfer schwimmen
Auf schnellen Schiffen her.

Wo heiße Kugeln regnen,
Und Blitze sprüht der Stahl,
Bei Lüneburg begegnen
Sie sich zum ersten Mal.
Da sprang der Edeln Kette,
Das war ein schöner Tag,
Als auf dem harten Bette
Der Morand blutig lag.

Die beiden Männer grüßen
Sich nun mit ernstem Gruß,
Die beiden Herzen fließen
In eins, ein Heldenfluß.
Und schnell nach allen Seiten
Geht′s wieder fort und fort,
Es galt ein muntres Streiten
An manchem lieben Ort.

Viel edle Herzen gaben
Sich hin dem frommen Brauch,
Drei Karle sind begraben,
Und Bruder Wilhelm auch.
Scharnhorst, der Stille, Treue,
Er fing das Opfer an,
Friesen, der Schöne, Freie,
Und mancher deutsche Mann.

Wer mag die Wunder nennen
Aus jenem großen Jahr,
Das gläubige Entbrennen
Der ganzen Völkerschaar?
Das klingt aus aller Herzen,
Es geht von Mund zu Mund,
Und wird in späten Schmerzen
Dem welschen Enkel kund.

Und als zum zweiten Male
Die falsche Babel sank,
Aus goldner Beuteschale
Der deutsche Wehrmann trank,
Da war auch dir beschieden,
Mein Graf, ein Siegespfand,
Es bot in Lieb′ und Frieden
Dir Dörnbergs Kind die Hand.

Der Dörnberg spricht zum Gröben;
»Das bringt uns reiche Lust!«
Als ob ihn Flügel höben
Schwillt Gröbens kühne Brust.
Solch Kleinod zu gewinnen,
Wenn das Paris bewahrt,
Wer möchte nicht beginnen
Dahin die Ritterfahrt?

Nicht mehr die Stadt der Blinden,
Wo solche Augen glühn,
Nicht mehr die Stadt der Sünden,
Wo solche Palmen blühn;
Sie kommen froh zusammen,
Paris an deinem Herd,
Da segnen ihre Flammen
So Karl als Dagobert.

Der Max will auch nicht säumen,
Und grüßet fromm die Braut,
Er hat sie nur in Träumen,
Doch wie so klar, geschaut.
Und wie die Becher kreisen,
Und wie die Fackel glüht,
Beginnt in alten Weisen
Ein wunderbares Lied.

Auf euch, ihr Nordlands-Grüfte,
Blühn Kränze frisch und grün,
Wir hören durch die Lüfte
Viel alte Klänge ziehn;
O Morven, deine Hallen
Sind alle stumm und leer!
Die freien Töne wallen
Zu jungen Helden her.

Send′ alle deine Lieder,
O Selma! diesem Kind,
Und blickt sie weinend nieder,
So tröste schnell und lind.
Soll sie den Namen führen
Von dir, du Harfenklang,
Mußt du ihr Leben zieren
Mit Saiten und Gesang.

Des Liedes Mächte walten,
Die Gräber werden leer,
Die herrlichen Gestalten
Der Vorwelt ziehn einher.
Die Schauer müssen weichen
Vor solchem Lebenspfand,
Auf Heldengräbern reichen
Die Kinder sich die Hand.

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Gedicht: Seinem ältesten Freunde Karl Grafen von der Gröben, als er sich mit dem Fräulein Selma von Dörnb von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Seinem ältesten Freunde Karl Grafen von der Gröben, als er sich mit dem Fräulein Selma von Dörnb“ von Max von Schenkendorf aus dem Jahr 1816 ist eine poetische Hommage an Freundschaft, den Kampf für Freiheit und die Liebe, die durch die Ehe von Karl Grafen von der Gröben und Selma von Dörnb besiegelt wird. Es verbindet persönliche Erfahrungen mit historischen Ereignissen, insbesondere den napoleonischen Kriegen und dem Freiheitskampf in Deutschland.

Das Gedicht beginnt mit einer Erinnerung an alte Heldenzeiten, die den Hintergrund für die nun gefeierten Protagonisten bildet. Die ersten Strophen beschreiben das Wirken von Freiheitskämpfern, darunter ein Freiherr aus Hessen und ein junger Graf aus Preußen, die für die Freiheit ihres Volkes kämpfen, aber durch die Umstände ins Exil getrieben werden. Diese Passage hebt die Bedeutung von Mut, Entschlossenheit und dem Streben nach Freiheit hervor. Der Dichter würdigt das Opfer, das diese Menschen für ihre Überzeugungen bringen, und verweist auf die Härten und Entbehrungen des Krieges.

Der Mittelteil des Gedichts beschreibt die Rückkehr der Helden und ihr gemeinsames Wirken, sowie die Wiedervereinigung, die durch den Sieg über Napoleon ermöglicht wird. Hier wird der persönliche Bezug des Dichters deutlich, denn er feiert die Verbindung des Freundes Karl Graf von der Gröben mit Selma von Dörnb als einen Höhepunkt des Friedens und der Hoffnung nach den Wirren der Kriegszeit. Das Gedicht symbolisiert das Ende der Wirren des Krieges und den Beginn einer neuen Ära des Friedens und der Liebe, die durch die Ehe gefeiert wird.

In den letzten Strophen wird die Bedeutung der Liebe und der Freundschaft betont, indem die Braut Selma und die Macht der Poesie gefeiert werden. Der Dichter wünscht dem Paar Glück und Segen für die Zukunft. Die Metaphern und Bilder, die in diesem Abschnitt verwendet werden, unterstreichen die Freude und den Optimismus des Dichters und schaffen eine festliche Atmosphäre. Das Gedicht endet mit der Vision einer glücklichen Zukunft, in der die Liebe und der Gesang die Menschen verbinden und die Erinnerung an die Helden bewahrt wird. Schenkendorf verbindet hier persönliche Freude mit dem Wunsch nach Frieden und einer besseren Zukunft für sein Vaterland.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.