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Sehnsucht nach den Bergen

Von

Auf den Gipfeln erhabener Berge
Dünken die Sorgen der Erde mir Zwerge,
Wenn sie im Thale als Riesen mir drohn.
Dort erheben die ernsten Gedanken
Sich über des Schicksals drückende Schranken,
Muthig dem Dunstkreis der Tiefe entflohn.

O Ihr geliebten, Ihr herrlichen Höhen,
Werd′ ich im Schmerz des Verlangens vergehen,
Ehe mein Auge Euch wieder begrüsst? –
Wenn ich auf öder und formloser Haide
Einsam die Qualen der Sehnsucht erleide,
Wird es mir nimmer durch Hoffnung versüsst?

Möchte auf Bergen, näher den Sternen,
Näher des Mondes ewigen Fernen,
Nahe dem prächtigen Himmelsgezelt,
Einst mir erscheinen die lächelnde Hore,
Die mir eröffnet die goldenen Thore
Einer zweiten, besseren Welt.

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Gedicht: Sehnsucht nach den Bergen von Charlotte von Ahlefeld

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Sehnsucht nach den Bergen“ von Charlotte von Ahlefeld offenbart eine tiefe Sehnsucht nach einer Welt jenseits irdischer Sorgen und nach einer höheren, idealisierten Existenz. Das Gedicht beginnt mit einem Vergleich, der die Perspektive des lyrischen Ichs auf die Welt veranschaulicht. Auf den Gipfeln der Berge erscheinen die Sorgen der Erde winzig, während sie im Tal als bedrohliche Riesen wahrgenommen werden. Dieser Kontrast deutet auf eine Flucht vor den Widrigkeiten des Lebens hin, in eine Sphäre der Erhabenheit und Freiheit.

Der zweite Teil des Gedichts drückt die Verzweiflung und die Ungeduld des lyrischen Ichs aus. Die Frage, ob es vor der Wiedervereinigung mit den geliebten Höhen in der Qual der Sehnsucht vergehen muss, zeugt von einer intensiven emotionalen Not. Die „öder und formlose Haide“ symbolisiert die Eintönigkeit und Leere des Lebens ohne die ersehnte spirituelle Erhebung. Die Sehnsucht wird dadurch noch verstärkt und die Hoffnung auf Linderung geschwäch. Das lyrische Ich fühlt sich von den Unannehmlichkeiten des Lebens eingesperrt, ohne Aussicht auf eine Erfüllung seiner Sehnsucht.

Im abschließenden Teil verdichtet sich die Sehnsucht zu einem konkreten Wunsch nach einer transzendenten Erfahrung. Die Nähe zu den Sternen, dem Mond und dem Himmel symbolisiert die Nähe zum Göttlichen und die Erwartung einer Erleuchtung oder Offenbarung. Das „lächelnde Hore“ (die Stunde) steht für den Moment der Erfüllung, der Öffnung zu einer „zweiten, besseren Welt“. Dieser Wunsch nach einer neuen, besseren Welt ist eine Metapher für die Hoffnung auf Befreiung von Leid und die Erlangung einer höheren, spirituellen Erkenntnis.

Insgesamt ist das Gedicht ein Ausdruck der romantischen Sehnsucht nach Freiheit, Erhebung und einer idealisierten Welt. Die Berge dienen hier als Symbol für die geistige Erhebung, die Flucht vor den Sorgen des Alltags und die Sehnsucht nach einer tieferen, erfüllteren Existenz. Durch die bildhafte Sprache und die emotionalen Fragen wird die Intensität des Verlangens und die Hoffnung auf eine transzendente Erfahrung eindrucksvoll vermittelt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.