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Schill

Von

1809.

Klaget nicht, daß ich gefallen,
Lasset mich hinüberziehn,
Zu der Väter Wolkenhallen,
Wo die ew′gen Freuden blühn.

Nur der Freiheit galt mein Streben,
In der Freiheit leb′ ich nun;
Und vollendet ist mein Leben
Und ich wag′ es auszuruhn.

Süße Lehnspflicht, Mannestreue,
Alter Zeiten sich′res Licht,
Tauscht′ ich nimmer um das Neue,
Um die welsche Lehre nicht,

Aber jenen Damm zerbrochen
Hat der Feind, der uns bedräut,
Und ein kühnes Wort gesprochen
Hat die riesenhafte Zeit.

Und im Herzen hat′s geklungen,
In dem Herzen wohnt das Recht:
Stahl, von Männerfaust geschwungen,
Rettet einzig dies Geschlecht.

Haltet darum fest am Hasse,
Kämpfe redlich, deutsches Blut.
»Für die Freiheit eine Gasse!«
Dacht′ ein Held in Todesmuth.

Freudig bin auch ich gefallen,
Selig schauend ein Gesicht,
Von den Thürmen hört ich′s schallen,
Auf den Bergen schien ein Licht.

Tag des Volkes, du wirst tagen,
Den ich oben feiern will,
Und mein König selbst wird sagen:
Ruh′ in Frieden, treuer Schill.

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Gedicht: Schill von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Schill“ von Max von Schenkendorf ist eine ergreifende Elegie, die das tragische Schicksal des preußischen Offiziers Ferdinand von Schill im Jahr 1809 feiert. Es ist durchdrungen von einem tiefen Patriotismus und dem Wunsch nach Freiheit, der durch den Tod des Helden nur noch verstärkt wird. Schenkendorf nutzt eine einfache, aber effektive Sprache, um die Ideale zu vermitteln, für die Schill kämpfte und starb. Das Gedicht ist somit mehr als nur eine Würdigung, es ist eine politische Kampfansage an die Besatzer und ein Appell an die deutsche Nation, für ihre Freiheit einzustehen.

Die ersten beiden Strophen etablieren sofort die Thematik des Todes und der anschließenden Verklärung. Schill selbst spricht und bittet darum, nicht um ihn zu trauern, sondern ihn in die „Wolkenhallen“ zu lassen, wo „ew′gen Freuden blühn“. Dies deutet auf einen Glauben an ein Jenseits und die Überzeugung, dass sein Tod nicht umsonst war. Sein Leben war der Freiheit gewidmet, und nun, da er gestorben ist, hat er diese Freiheit in einem höheren Sinne gefunden. Die Zeilen vermitteln ein Gefühl von Frieden und Erfüllung, trotz des tragischen Endes. Die Formulierung „Und ich wag′ es auszuruhn“ suggeriert eine Erlösung von den Kämpfen des Lebens und ein Eintauchen in die Ewigkeit.

In den folgenden Strophen wird die Auseinandersetzung mit den politischen Umständen deutlich. Schenkendorf beklagt den Verlust der „Lehnspflicht, Mannestreue“ und des „sich′res Licht“ der alten Zeiten, die durch die „welsche Lehre“ – eine Anspielung auf die französische Besatzung und die Ideen der französischen Revolution – ersetzt wurden. Die Zerstörung des „Damms“ durch den „Feind“ symbolisiert den Einbruch der französischen Truppen in die deutsche Welt. Gleichzeitig betont das Gedicht die Notwendigkeit des Widerstands. Das „kühne Wort“ der „riesenhaften Zeit“ und die Forderung nach dem Einsatz von „Stahl, von Männerfaust geschwungen“ zeigen die Entschlossenheit, sich gegen die Fremdherrschaft zu wehren.

Die letzten Strophen sind von einer tiefen Hoffnung auf die Zukunft geprägt. Der „Haß“ wird als notwendiges Mittel des Kampfes dargestellt, und die Worte des sterbenden Helden „Für die Freiheit eine Gasse!“ werden zum Aufruf zum Widerstand. Schills Tod wird zu einem Akt des Heldentums, der von einem „selig schauenden Gesicht“ begleitet wird, das die „Thürmen“ erklingen und ein „Licht“ auf den „Bergen“ erscheinen lässt – möglicherweise als Metapher für das Aufleuchten der Hoffnung. Das Gedicht endet mit der Vision eines „Tag des Volkes“, an dem Schill geehrt wird, und der König selbst seine Treue würdigt. Dies unterstreicht die Idee, dass sein Opfer nicht vergessen wird und dass sein Name im Kampf für die Freiheit weiterleben wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.