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Schifferspruch

Von

Wenn die Wogen unten toben,
Menschenwitz zu Schanden wird,
Weist mit feurgen Zügen droben
Heimwärts dich der Wogen Hirt.
Sollst nach keinem andern fragen,
Nicht zurückschaun nach dem Land,
Faß das Steuer, laß das Zagen!
Aufgerollt hat Gottes Hand
Diese Wogen zum Befahren
Und die Sterne, dich zu wahren.

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Gedicht: Schifferspruch von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Schifferspruch“ von Joseph von Eichendorff entfaltet eine tröstende und ermutigende Botschaft, die sich auf die Stärke des Glaubens und die Führung Gottes in stürmischen Zeiten konzentriert. Es ist ein Appell an den Mut und die Zuversicht, selbst in den widrigsten Umständen nicht zu verzagen, sondern auf die göttliche Führung zu vertrauen. Das Gedicht spricht in einer klaren, fast einfachen Sprache, die dennoch reich an Metaphern und Bildern ist, die die Thematik der Seefahrt und der stürmischen See aufgreifen.

Die ersten vier Zeilen beschreiben eine Situation der Not und des Chaos, in der „die Wogen unten toben“ und „Menschenwitz zu Schanden wird“. Diese Zeilen beschreiben die Ohnmacht des Menschen und die Grenzen des menschlichen Verstandes angesichts der Naturgewalt. In dieser Situation der Bedrohung und der Verzweiflung erscheint „der Wogen Hirt“, der mit „feurgen Zügen droben“ den Weg nach Hause weist. Diese Metapher für Gott, der durch die Sterne und die himmlischen Zeichen leitet, vermittelt die zentrale Botschaft des Gedichts: Auch in den stürmischsten Zeiten gibt es eine Führung und eine Hoffnung.

Die zweite Hälfte des Gedichts enthält konkrete Anweisungen und Ermutigungen. Der Schiffer wird aufgefordert, „nach keinem andern zu fragen“, nicht zurückzublichen und die Angst abzulegen. Stattdessen soll er das Steuer fest umklammern und auf Gottes Führung vertrauen. Die Zeile „Aufgerollt hat Gottes Hand/Diese Wogen zum Befahren“ unterstreicht die Allmacht Gottes und die Gewissheit, dass er die See geschaffen hat, um sie zu befahren. Die abschließende Zeile „Und die Sterne, dich zu wahren“ bekräftigt die göttliche Fürsorge und den Schutz, der dem Glaubenden zuteilwird.

Eichendorffs „Schifferspruch“ ist somit ein Trostgedicht, das in der Seefahrt, einer Metapher für das Leben, eine tiefgründige Botschaft vermittelt: In Zeiten der Not ist der Glaube an Gott und die göttliche Führung der Anker, der uns durch die Stürme des Lebens trägt. Die Einfachheit der Sprache und die klaren Bilder machen das Gedicht universell verständlich und trösten den Leser. Es ist ein Aufruf zum Mut, zur Zuversicht und zur Hingabe an eine höhere Macht, der uns, wie der Schiffer auf hoher See, durch die Schwierigkeiten des Lebens navigiert.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.