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San Giovanni

Von

Die letzte Sichel des verfallnen Mondes
am Himmel Roms in der Johannisnacht
hab ich erlebt und früher nicht geruht,
bis ich für mich den Sinn erdeuten konnte.

Ich habe neue Menschen liebgewonnen –
und silbern zum Gedenken steht nun da
die letzte Sichel des verfallnen Mondes
am Himmel Roms in der Johannisnacht.

Mein Leben denk ich auch. – Es ruht der Blick
auf den Gesimsen schweigender Paläste.
Da färbt sich die Colonna morgenrot,
die Schwalben werden wach – und schon verblasst
die letzte Sichel des verfallnen Mondes.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: San Giovanni von Otto Erich Hartleben

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „San Giovanni“ von Otto Erich Hartleben ist eine melancholische Reflexion über Vergänglichkeit, Erinnerung und das Erleben von Schönheit in einer bestimmten Nacht. Es zeichnet sich durch eine einfache, aber eindringliche Sprache aus, die eine tiefere Bedeutungsebene eröffnet. Der Titel selbst, der sich auf den Johannistag bezieht, deutet auf einen festlichen, aber zugleich flüchtigen Moment hin, der im Gedicht eingefangen wird.

Der erste Teil des Gedichts etabliert die Atmosphäre und das zentrale Bild: die letzte Mondsichel in der Johannisnacht über Rom. Diese Nacht, in der der Autor eine Art von Erkenntnis erlangt hat, wird durch die Wiederholung des Bildes der Mondsichel in den ersten beiden Strophen betont. Dies unterstreicht die Bedeutung des Erlebten und die Verbindung des lyrischen Ichs mit der Nacht. Die Formulierung „hab ich erlebt und früher nicht geruht, / bis ich für mich den Sinn erdeuten konnte“ deutet auf eine Suche nach Sinn und Bedeutung hin, die in dieser Nacht ihren Höhepunkt findet.

Die zweite Strophe führt die Erfahrung der Begegnung mit neuen Menschen ein, die mit dem Bild der Mondsichel verknüpft werden. Die „silberne“ Mondsichel wird zu einem Denkmal der Erinnerung, was die Tragweite der erlebten Nacht und der gewonnenen Beziehungen hervorhebt. Dies deutet darauf hin, dass die Begegnungen und die Atmosphäre der Nacht untrennbar miteinander verbunden sind und eine prägende Erfahrung darstellen, die nun im Gedächtnis festgehalten wird.

Die letzte Strophe lenkt den Blick auf die persönliche Reflexion des Sprechers. Der Blick ruht auf den „Gesimsen schweigender Paläste“, was eine innere Ruhe und Besinnlichkeit widerspiegelt. Die Morgenröte an der Colonna und die erwachenden Schwalben symbolisieren den Beginn eines neuen Tages und das Vergehen der Nacht. Das Verblassen der Mondsichel wird zum Symbol für die Vergänglichkeit von Schönheit, Erinnerung und Lebenserfahrungen, was dem Gedicht seine melancholische Grundstimmung verleiht.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.