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Ruhbedürftig, liebesübersättigt…

Von

Ruhbedürftig, liebesübersättigt,
Sinkt nach tobenden Genüssen
Dein gespensterblasser,
Herrlicher Leib
Keuchend zurück.
Weit geöffnet, in schweren Atemzügen
Zittern die Nüstern,
Und im leisen Nachkrampf
Zerren sich die hochgeschürzten Lippen…
Langsam steigt von Deinem tiefgelegnen
Onyxdunklen Auge
Deines Lides leichtumblauter,
Schwerer Schleier.
Liebesicher und hochmut-funkelnd
Glutet Dein Blick in meinem…
Plötzlich, den hilflos-zornigen,
Liebezermarterten Leib
Machtvoll niederzwingend,
Wühlt sich der Wille zur Wollust
Nochmals stürmisch auf aus Deiner Seele,
Und herüber zu mir
Zischt Dein gewaltiges
Grauenhaft süßes:
„Her zu mir!“

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Gedicht: Ruhbedürftig, liebesübersättigt... von Felix Dörmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ruhbedürftig, liebesübersättigt…“ von Felix Dörmann beschreibt in eindringlichen Bildern die Nachwehen eines leidenschaftlichen Liebesaktes und die erneute, nahezu zwanghafte Sehnsucht nach Wiederholung. Die Sprache ist sinnlich und expressiv, indem sie körperliche Empfindungen und psychische Zustände miteinander verwebt, um die Ambivalenz von Erschöpfung, Begierde und Macht zu vermitteln. Die erste Hälfte des Gedichts zeichnet das Bild einer Person, wahrscheinlich einer Frau, die nach dem Liebesakt in tiefster Erschöpfung versinkt.

Die verwendeten Bilder sind stark erotisch aufgeladen und spiegeln körperliche Reaktionen wider: „gespensterblasser, herrlicher Leib“, „keuchend zurück“, „zittern die Nüstern“, „schwerer Schleier“ und „hochgeschürzten Lippen“. Diese Phrasen fangen die physische Anstrengung und die Entspannung nach dem Höhepunkt ein. Gleichzeitig deuten Ausdrücke wie „liebesicher und hochmut-funkelnd“ auf ein tiefes Gefühl der Befriedigung und der erotischen Macht hin. Das dunkle Auge, bedeckt von einem Lid, das den Übergang von Erschöpfung zu neuem Begehren signalisiert, wird in einer dunklen, fast mythischen Bildsprache dargestellt.

In der zweiten Hälfte des Gedichts kippt die Stimmung. Die Ruhe wird jäh unterbrochen durch das Aufwallen des „Willens zur Wollust“. Dieser Wille wird als etwas Mächtiges und Unbeherrschbares beschrieben, das sich „stürmisch“ aus der Seele erhebt. Der Begriff „liebezermarterten Leib“ deutet eine gewisse Zerrissenheit oder sogar Qual an, die jedoch der unbezähmbaren Begierde untergeordnet wird. Der finale Ruf „Her zu mir!“ ist ein Befehl, der zugleich flehentlich und befehlend wirkt.

Dörmann verbindet hier gekonnt Sinnlichkeit mit einer gewissen morbiden Note. Die erotische Konnotation wird durch die Beschreibung des Körpers und der Begierde zusätzlich verstärkt. Das Gedicht handelt von einem Kreislauf aus Erschöpfung und neu entfachter Leidenschaft. Der Autor entwirft ein düsteres Bild der Unbezwingbarkeit der Triebkräfte, das auf einen tiefen Konflikt zwischen Ruhebedürfnis und ungestillter Begierde hindeutet. Die Zeilen zeigen die Macht der Leidenschaft, die jedes Gefühl der Erschöpfung zu überwinden und das Individuum erneut zu ergreifen vermag.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.