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Rückkehr auf sich selbst

Von

Meer, das hell den schimmernden Aether spiegelt,
Sanft die Wälder röthlicher Küsten gürtend,
Mich vergebens lockst du mit deinen süßen
Schmeichelnden Tönen!

Vormals lauscht′ ich gerne den süßen Tönen,
Als noch Kraft und Hoffnung mich rings umblühten,
Und die Rosenknospe der süßen Liebe
Kränzte die Leier.

Ruhmeslieb′ und goldene Sternenkränze,
Lorbeerzweig′ und süßere Myrtenkronen,
Reiner Lieb′ und himmlischer Freundschaft Palmen,
Winkten mir strahlend!

Kühn entgegen dem hohen Ziele stürzt′ ich,
Daß mir Staub die bräunliche Lock′ umwallte!
Achtend nicht des niederen Hohnes trüber,
Feindlicher Geister!

Meine Palmen hat mir des Freundes Untreu′,
Lorbeer mir, und Myrtengesproß gewelket;
An die falbe Weide der Thränen hing ich
Klagend die Leier!

D′rum vergebens lockest du nun, o Meer, mich,
Und du holdumblüheter Hain der Wonne,
Wo die bunte Fülle der gold′nen Äpfel
Trügerisch winket!

Mir gegrüßet seyd ihr, o grünen Thale,
Sanft durchwallt vom rieselnden Silberbache;
Wo im Schooß des Friedens mir tiefe Stille
Hüllet den Busen!

Sanftgeneigter Ölbaum, in deinem Schatten
Wandelt ernst die Weisheit! dort wohnt der Frieden;
Und mir schöpf′ ich fürder aus eig′nem Busen
Fülle des Lebens!

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Gedicht: Rückkehr auf sich selbst von Friederike Sophie Christiane Brun

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Rückkehr auf sich selbst“ von Friederike Sophie Christiane Brun ist eine melancholische Reflexion über die Täuschungen der äußeren Welt und die Hinwendung zur inneren Ruhe und Selbstbesinnung. Es offenbart den Wandel einer Person, die einst von äußeren Reizen wie Meer, Ruhm und Liebe angezogen wurde, hin zu einer Akzeptanz der eigenen inneren Welt als Quelle des Trostes und der Erfüllung.

Die ersten Strophen beschreiben die Vergangenheit der Sprecherin, die von den verführerischen Angeboten der Welt angezogen wurde. Das Meer, die Wälder und die „süßen Töne“ repräsentieren die äußeren Reize, die einst ihre Aufmerksamkeit fesselten. Die „Rosenknospe der süßen Liebe“ und die „goldenen Sternenkränze“ symbolisieren Ruhm, Liebe und andere äußere Ziele, denen sie einst mit Hoffnung und Kraft entgegenstrebte. Die folgenden Strophen enthüllen das Scheitern dieser Bestrebungen: Untreue von Freunden, das Welken der Lorbeeren und Myrthen, die auf die Vergänglichkeit all dieser äußeren Werte hinweist.

Die zweite Hälfte des Gedichts markiert einen entscheidenden Wendepunkt. Die Sprecherin wendet sich von den verlockenden, aber letztlich trügerischen Reizen der Welt ab und sucht Trost in der inneren Einkehr. Das Meer und der „holdumblühete Hain der Wonne“ verlieren ihre Anziehungskraft, während die friedliche Atmosphäre des grünen Tals, durchzogen von einem Silberbach, als neuer Ruheort empfunden wird. Der Ölbaum, der Schatten und die Weisheit symbolisieren nun die Quelle der inneren Stärke und des Friedens, die die Sprecherin in sich selbst findet.

Das Gedicht zeichnet sich durch eine melancholische Stimmung aus, die durch die Verwendung von Bildern der Vergänglichkeit und des Verlustes verstärkt wird. Die Sprache ist von romantischen Motiven wie Liebe, Natur und innerer Einkehr geprägt. Die Verwendung von rhetorischen Fragen und Ausrufen, wie „D′rum vergebens lockest du nun, o Meer, mich“ und „Mir gegrüßet seyd ihr, o grünen Thale“, verstärkt die emotionale Wirkung und unterstreicht die innere Entwicklung der Sprecherin.

Insgesamt ist „Rückkehr auf sich selbst“ ein Gedicht der Selbstfindung und des inneren Friedens. Es preist die Abkehr von den falschen Versprechungen der äußeren Welt und die Hinwendung zur Selbstbesinnung als Quelle wahrer Erfüllung. Brun drückt eine tiefe Sehnsucht nach innerer Ruhe aus und betont die Bedeutung des Rückzugs in die eigene innere Welt, um dort Trost und Weisheit zu finden.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.