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Römischer Ehekontrakt

Von

Cazzo! ihr nehmet ein Weib, und könnt euch selbst nicht ernähren? –
»Das ist′s eben, mein Freund, darum ernähret sie mich.«

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Gedicht: Römischer Ehekontrakt von Wilhelm Friedrich Waiblinger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Römischer Ehekontrakt“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist eine kurze, sarkastische Beobachtung über die finanzielle Abhängigkeit in der Ehe. Es präsentiert in einer einzigen rhetorischen Frage und der darauf folgenden, überraschenden Antwort ein zugespitztes Bild der Beziehung zwischen Mann und Frau, in der die traditionellen Rollen verkehrt sind.

Die erste Zeile, die mit dem vulgären „Cazzo!“ beginnt, etabliert sofort einen ungehobelten, direkten Ton. Dieser Ausruf, der aus dem Italienischen stammt und das männliche Geschlechtsorgan bezeichnet, ist ein kraftvoller Auftakt, der die Aufmerksamkeit des Lesers erregt und eine gewisse Empörung hervorruft. Die Frage, die folgt, ist rhetorisch und deutet auf die klassische Rolle des Mannes als Ernährer hin. Der Fragesteller, der sich vielleicht über die Situation des Mannes lustig macht, impliziert, dass der Mann seine Frau heiratet, obwohl er finanziell nicht in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen. Dies widerspricht der traditionellen Erwartung und deutet auf eine Umkehrung der Geschlechterrollen hin.

Die Antwort des Mannes, „Das ist’s eben, mein Freund, darum ernähret sie mich.“, ist der Clou des Gedichts. Sie offenbart die wahre Natur der Beziehung: Der Mann ist finanziell abhängig von seiner Frau. Diese überraschende Wendung macht die Ironie des Gedichts deutlich. Die Antwort des Mannes ist abgeklärt und selbstbewusst, was darauf hindeutet, dass er diese Situation akzeptiert oder sogar genießt. Dies könnte als Kritik an einer Gesellschaft verstanden werden, in der Frauen finanziell unabhängig sind und Männer durch Heirat ihre wirtschaftliche Lage verbessern wollen.

Waiblinger nutzt die Kürze und den direkten Stil, um eine starke Aussage zu machen. Das Gedicht ist mehr als nur ein satirischer Kommentar; es wirft Fragen über Macht, Abhängigkeit und die sich verändernden Rollen in der Gesellschaft auf. Die Wahl des Titels, „Römischer Ehekontrakt“, ist ebenfalls bedeutsam, da sie eine historische und rechtliche Dimension hinzufügt. Der Kontrakt impliziert eine Vereinbarung, die über romantische Vorstellungen hinausgeht und die finanziellen Aspekte der Ehe hervorhebt. Insgesamt ist das Gedicht ein prägnantes und provokantes Werk, das die soziale Realität seiner Zeit kritisch beleuchtet.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.