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Römische Freiheit

Von

Noch sind wir Römer, noch leben wir frei nach Sitte der Väter,
Keiner geniert sich und kehrt offen die H… sich um.

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Gedicht: Römische Freiheit von Wilhelm Friedrich Waiblinger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Römische Freiheit“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist ein knappes, provokantes Gedicht, das auf ironische Weise die vermeintliche Freiheit und Ungezwungenheit im antiken Rom thematisiert. Die zwei Zeilen des Gedichts spielen mit dem Kontrast zwischen dem idealisierten Bild der römischen Freiheit und einer derben, fast obszönen Realität. Die Verwendung des Wortes „noch“ deutet an, dass diese Freiheit, oder zumindest diese Art von Freiheit, als gefährdet oder vergänglich wahrgenommen wird.

Der erste Vers beschreibt die Römer als noch frei, und noch immer in der Tradition ihrer Ahnen lebend. Diese Aussage wirkt zunächst positiv, impliziert jedoch durch die nachfolgende Zeile eine gewisse Doppeldeutigkeit. Die Erwähnung der „Sitte der Väter“ könnte sowohl als Hinweis auf traditionelle Tugenden und Werte interpretiert werden, als auch als eine Anspielung auf die vermeintliche Unverfrorenheit und das ungestörte Ausleben von Bedürfnissen. Der zweite Vers kippt die vermeintlich erhabene Vorstellung von Freiheit ins Groteske.

Die eigentliche Pointe des Gedichts liegt im zweiten Vers, in der Formulierung „Keiner geniert sich und kehrt offen die H… sich um.“ Die Verwendung von Auslassungspunkten deutet auf ein obszönes Wort hin, und die Handlung des Sich-Umdrehens lenkt die Aufmerksamkeit auf einen exhibitionistischen Akt. Dieses Bild steht im krassen Gegensatz zum Ideal der römischen Tugend und Staatsbürgerschaft. Waiblinger verbindet hier also die Vorstellung von Freiheit mit einer zügellosen, schamlosen Entblößung.

Das Gedicht nutzt einen einfachen, klaren Stil, der von der Direktheit des Themas profitiert. Die knappe Form, bestehend aus zwei kurzen Zeilen, unterstreicht die Prägnanz der Aussage. Durch die bewusste Provokation und die Verknüpfung von Freiheit mit Obszönität hinterfragt Waiblinger die herkömmliche Sicht auf die römische Kultur und die damit verbundene Vorstellung von Freiheit. Das Gedicht ist ein Beispiel für die politische und gesellschaftliche Kritik, die in der Literatur jener Zeit zum Ausdruck gebracht wurde.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.