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Römische Frauen

Von

Alte Sitt′ ist heilig: die Frau gab dem Manne den Schlachthelm
Einst auf das Haupt, und noch jetzt reicht sie den Kopfputz ihm dar.

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Gedicht: Römische Frauen von Wilhelm Friedrich Waiblinger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Römische Frauen“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist eine kurze, prägnante Betrachtung über die Konstanz und den Wandel von Rollenbildern, insbesondere der Rolle der Frau, innerhalb einer kulturellen Tradition. Es beginnt mit einer Beobachtung, die auf eine ferne, mythische Vergangenheit verweist, in der die Frau eine aktive Rolle im Krieg, nämlich die des Unterstützers und Beschützers, innehatte. Der „Schlachthelm“ als Symbol für Kampf und Schutz wird dem Mann von der Frau überreicht, was eine Beziehung von gegenseitigem Respekt und Zusammenarbeit suggeriert.

Der zweite Vers setzt diese Beobachtung fort, indem er einen scheinbaren Kontrast liefert. Die „alte Sitt’“ ist heilig, bedeutet aber auch, dass die alten Werte und Bräuche noch existieren. Der „Kopfputz“ (oder Kopfbedeckung) wird der Mann nun von der Frau gereicht. Diese scheinbare Veränderung im Objekt des Reichens deutet auf einen Wandel hin, in dem die Frau ihre Rolle als Beschützerin und Kriegerin gegen eine Rolle, die sich stärker auf ästhetische und soziale Aspekte konzentriert, vertauscht hat. Es könnte auch eine Anspielung auf die Veränderung der Mode oder der sozialen Erwartungen an Frauen sein.

Waiblingers Gedicht ist jedoch nicht nur eine Beschreibung der Veränderungen der Frauenrolle, sondern auch eine Reflexion über Kontinuität. Obwohl sich die spezifischen Objekte, die die Frau dem Mann reicht, verändert haben, bleibt die Handlung des „Reichens“ bestehen. Dies deutet auf ein andauerndes Bedürfnis nach Unterstützung und Zuneigung hin, das die Beziehung zwischen Mann und Frau ausmacht, auch wenn sich die konkreten Formen dieser Unterstützung im Laufe der Zeit wandeln. Die Konstanz des Aktes des Reichens impliziert eine tiefe Verbundenheit und gegenseitige Abhängigkeit.

Die Stärke des Gedichts liegt in seiner Kürze und Präzision. Waiblinger verzichtet auf erklärende Worte und lässt die Bilder für sich selbst sprechen. Durch die Gegenüberstellung des „Schlachthelms“ und des „Kopfputzes“ in einer einzigen, eleganten Zeile gelingt es ihm, eine komplexe Thematik – die Entwicklung der Geschlechterrollen, die Kontinuität kultureller Traditionen – auf wenigen Versen zu verdichten. Es ist eine poetische Beobachtung, die den Leser dazu einlädt, über die Bedeutung dieser Veränderungen und die bleibenden Aspekte der menschlichen Beziehungen nachzudenken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.