Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , ,

Zensur

Von

Nur immer frisch verboten,
nur immer konfisziert!
Und ging‘ es auch nach Noten,
ihr weckt doch nicht die Toten,
das Leben triumphiert!

Ihr traurigen Kapuzen,
ihr aller Wahrheit Feind,
ihr wollt den Adler stutzen,
die Sonne wollt ihr putzen,
weil sie zu hell euch scheint?!

Umsonst! Ihr könnt nicht hindern,
auch nicht das kleinste Wort!
Ihr könnt den Haß nicht mindern,
ihr könnt die Glut nicht lindern,
die grimmig euch verdorrt!

Gebt acht, die Stunden schleichen,
die Morgensonne strahlt:
Gebt acht, ich seh‘ ein Zeichen,
da werden noch mit Streichen
die Striche euch bezahlt!

So nährt ihr selbst die Flamme,
die selber euch verzehrt:
Schon knistert es am Stamme –
O daß euch Gott verdamme!
Ihr seid kein Mitleid wert.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Zensur von Robert Eduard Prutz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Zensur“ von Robert Eduard Prutz kritisiert scharf die Zensur und Unterdrückung der freien Meinungsäußerung. Zu Beginn wird die Zensur als eine wiederkehrende Handlung dargestellt, die ständig „frisch verboten“ und „konfisziert“ wird, ohne jedoch die Lebendigkeit der Wahrheit oder der Kunst zu ersticken. Die Feststellung „ihr weckt doch nicht die Toten“ verdeutlicht, dass selbst die Bemühungen, die Wahrheit zu unterdrücken, nicht den endgültigen Sieg über das Leben und den Geist der Freiheit bringen können.

Die „traurigen Kapuzen“ und „Feinde der Wahrheit“ stehen für die Kräfte, die den freien Fluss von Gedanken und Ideen unterdrücken wollen. Der Versuch, „den Adler zu stutzen“ und „die Sonne zu putzen“, ist eine Metapher für den vergeblichen Versuch, das hohe Ideal und die Offenheit der Wahrheit zu zähmen. Der Adler als Symbol für Freiheit und die Sonne als Symbol für Klarheit und Wahrheit sind unbezwingbar und strahlen trotz aller Versuche, sie zu dämpfen.

Im weiteren Verlauf des Gedichts wird die vergebliche Natur der Zensur hervorgehoben: „Ihr könnt den Haß nicht mindern, ihr könnt die Glut nicht lindern“. Dies spricht die Unaufhaltsamkeit der menschlichen Emotionen und der Wahrheit an, die nicht unterdrückt werden können. Der Zensurversuch führt nicht zu einer Beruhigung, sondern nährt die Flamme der Rebellion, die schließlich das unterdrückende System selbst verzehren wird.

Das Gedicht endet mit einer düsteren Vorhersage und einer Warnung. „Die Stunden schleichen“, und der Sprecher sieht „ein Zeichen“: Es wird eine Zeit kommen, in der die Zensur und ihre Vertreter für ihre Taten bezahlen müssen. Die „Flamme“, die sie selbst genährt haben, wird sie verbrennen. Der zornige Schluss, dass die Zensoren „kein Mitleid wert“ sind, zeigt die Verachtung des Sprechers für diejenigen, die die Freiheit des Wortes unterdrücken, und er fordert eine göttliche Strafe für ihr Handeln. Das Gedicht ist eine scharfe Anklage gegen Zensur, die nicht nur die Wahrheit unterdrückt, sondern auch die Gesellschaft und ihre Werte langfristig zerstört.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.