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Du musst das Leben nicht verstehen

Von

Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Du musst das Leben nicht verstehen von Rainer Maria Rilke

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Du musst das Leben nicht verstehen“ von Rainer Maria Rilke vermittelt eine Philosophie der Akzeptanz und der Hingabe an das Leben ohne den Versuch, alles zu kontrollieren oder zu begreifen. Zu Beginn fordert der Sprecher den Leser auf, das Leben nicht „zu verstehen“. Diese Aufforderung verweist auf die Idee, dass das Leben nicht rationalisiert oder durch den Verstand begreifbar gemacht werden muss, sondern dass es sich entfaltet, wenn wir es einfach annehmen. Wenn wir das Leben ohne den Zwang zu verstehen leben, wird es für uns wie ein „Fest“, das uns Freude und Erfüllung schenkt.

Im weiteren Verlauf des Gedichts wird das Bild des Kindes verwendet, um diese Haltung zu illustrieren. Das Kind, das im „Weitergehen“ „viele Blüten“ empfängt, symbolisiert Unbeschwertheit und die Fähigkeit, sich dem Leben zu öffnen, ohne es festzuhalten oder zu bewahren. Das Bild des Kindes, das die Blüten nicht „aufzusammeln und zu sparen“ sucht, sondern sie „leise aus den Haaren“ löst, zeigt eine Haltung der Hingabe und des Fließens. Es lebt im Moment und lässt die Dinge kommen und gehen, ohne sich an ihnen festzuklammern.

Das Kind ist hier eine Metapher für den idealen Zustand des Menschen, der in seiner Unschuld und Offenheit dem Leben gegenübersteht. Es wird nicht von der Angst oder dem Bedürfnis, zu kontrollieren oder zu besitzen, geleitet, sondern lebt im Einklang mit dem natürlichen Fluss der Dinge. Das „liebe junge Jahr“ des Kindes, das mit offenen Händen „nach neuen“ Blüten greift, zeigt die unaufhörliche Neugier und die Bereitschaft, immer wieder neue Erfahrungen zu machen, ohne in der Vergangenheit zu verweilen.

Insgesamt fordert das Gedicht dazu auf, das Leben in seiner natürlichen, unaufgezwungenen Schönheit zu erleben. Rilke zeigt uns, dass das Leben keine Anhäufung von Erfahrungen oder ein rationaler Prozess sein muss, sondern ein unaufhörlicher Fluss, den wir am besten genießen, wenn wir uns ihm einfach hingeben, wie es das Kind tut. Es geht um die Fähigkeit, die „Blüten“ des Lebens im Moment zu empfangen und sie dann loszulassen, ohne den Drang, sie festzuhalten.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.