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Buddha

Von

Als ob er horchte. Stille: eine Ferne…
Wir halten ein und hören sie nicht mehr.
Und er ist Stern. Und andre große Sterne,
die wir nicht sehen, stehen um ihn her.

O er ist alles. Wirklich, warten wir,
dass er uns sähe? Sollte er bedürfen?
Und wenn wir hier uns vor ihm niederwürfen,
er bliebe tief und träge wie ein Tier.

Dann das, was uns zu seinen Füßen reißt,
das kreist in ihm seit Millionen Jahren.
Er, der vergisst, was wir erfahren,
und der erfährt, was uns verweist

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Gedicht: Buddha von Rainer Maria Rilke

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Buddha“ von Rainer Maria Rilke reflektiert über das Wesen und die mystische Präsenz des Buddhas, wobei es eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Thema des Verstehens und der Wahrnehmung des Göttlichen bietet. Zu Beginn wird Buddha als eine Figur beschrieben, die in der „Stille“ ist, die „eine Ferne“ darstellt. Diese Stille und Ferne verweist auf das Unnahbare und Unerreichbare des Göttlichen, das durch Buddha verkörpert wird. Das Bild des „Sterns“, um den andere Sterne kreisen, hebt die zentrale, aber gleichzeitig unsichtbare Präsenz Buddhas hervor. Der Buddha ist der Fixpunkt im Universum, während der Mensch nicht in der Lage ist, die weite, mystische Dimension dieser Präsenz zu begreifen.

Das Gedicht fragt dann, ob der Buddha überhaupt die Menschen wahrnimmt und ob es überhaupt einen Sinn hat, sich ihm zu nähern. Die Frage „sollte er bedürfen?“ lässt die Idee aufkommen, dass der Buddha, als Symbol des Erleuchteten, über den menschlichen Bedürfnissen steht und keine Verbindung zu den weltlichen Wünschen oder Leiden der Menschen hat. Das Bild von Buddha, der „tief und träge wie ein Tier“ bleibt, verweist auf seine Unbeweglichkeit und seine Erhabenheit jenseits der menschlichen Vorstellungen von Handeln und Reaktion. Diese Darstellung lässt ihn als ein Wesen erscheinen, das in sich selbst ruht und sich nicht von den Anfragen der Menschen beeinflussen lässt.

Im weiteren Verlauf des Gedichts wird die tiefere, metaphysische Beziehung zwischen Buddha und den Menschen untersucht. Die Vorstellung, dass „das, was uns zu seinen Füßen reißt“, in Buddha „seit Millionen Jahren kreist“, spielt auf die ewige, unveränderliche Natur des Wissens und der Weisheit des Buddhas an, die unabhängig von den Erfahrungen der Menschen existiert. Buddha selbst ist „der vergisst, was wir erfahren“, was auf eine Trennung zwischen dem zeitlich begrenzten menschlichen Leben und der zeitlosen Weisheit des Buddhas hinweist. Während der Mensch von den Erfahrungen des Lebens geformt wird, bleibt Buddha ein unberührtes, unveränderliches Wesen, das die menschliche Erfahrung übersteigt.

Das Gedicht reflektiert also über den unerreichbaren, mystischen Charakter von Buddha und über die Fragen, die sich Menschen stellen, wenn sie sich einem solchen erleuchteten Wesen nähern. Es vermittelt eine tiefere Wahrheit über das Verhältnis zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen: Während der Mensch in der Zeit lebt und Erfahrungen macht, ist Buddha eine ewige, stille Präsenz, die den menschlichen Wünschen und Fragen gleichgültig gegenübersteht.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.