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Raffael (2)

Von

In die glänzenden Himmel in überschwänglicher Glorie
Hebt sich der Heiland der Welt über den Tabor empor.
Wie er im Lichte zumal der enthüllten Herrlichkeit Gottes,
Nicht als den Menschen, wie er Menschen erschienen, sich zeigt,
Also dünkt mich, hat auch in seiner vollendeten Hoheit
Raffaels Genius sich unseren Augen verklärt.

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Gedicht: Raffael (2) von Wilhelm Friedrich Waiblinger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Raffael (2)“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist eine Lobpreisung des Malers Raffael und seiner Kunst, indem es sie mit der Erhöhung Christi auf dem Berg Tabor vergleicht. Der Dichter nutzt religiöse Bilder, um die spirituelle Größe und die transformative Kraft von Raffaels künstlerischem Schaffen zu betonen. Die ersten Zeilen beschreiben die Himmelfahrt Jesu, was als Metapher für die Erhebung Raffaels in die Sphäre des Göttlichen dient.

Die Analogie zwischen Jesus und Raffael wird durch die Verwendung ähnlicher bildhafter Sprache hergestellt. So wie Jesus sich in „enthüllter Herrlichkeit Gottes“ offenbart, so verwandelt sich auch Raffaels Kunst vor den Augen des Betrachters. Dies suggeriert, dass Raffael durch seine Kunst eine Form der Offenbarung oder Erleuchtung ermöglicht, die den Betrachter über das Irdische hinaushebt. Der Ausdruck „unseren Augen verklärt“ deutet auf eine Transfiguration hin, die nicht nur den Künstler, sondern auch das Publikum betrifft.

Die Betonung der „vollendeten Hoheit“ von Raffaels „Genius“ unterstreicht die Perfektion und den göttlichen Charakter seiner Kunst. Waiblinger sieht Raffaels Werke als mehr als nur Kunstwerke; sie sind eine Manifestation von Schönheit und Wahrheit, die den Betrachter in einen Zustand der Ehrfurcht versetzen. Die Verwendung des Wortes „Genius“ verstärkt diesen Eindruck, indem es eine Verbindung zur schöpferischen Kraft des Göttlichen herstellt.

Das Gedicht spiegelt die Romantik wider, in der Kunst als Ausdruck tiefster spiritueller Wahrheiten verstanden wurde. Waiblinger erhebt Raffaels Kunst zu einem religiösen Erlebnis, das in der Lage ist, die Seele zu erheben und zu transformieren. Durch die Gegenüberstellung des Malers mit Jesus wird die Kunst zu einem Mittel der spirituellen Erfahrung. Die wenigen Verse sind ein ergreifendes Beispiel für die Wertschätzung, die die Romantiker der Kunst und ihrer Fähigkeit, das Göttliche abzubilden, entgegenbrachten.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.