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Waldstimme

Von

Wie deine grüngoldenen Augen funkeln,
Wald, du moosiger Träumer,
Wie so versonnen deine Gedanken dunkeln,
Saftstrotzender Tagesversäumer,
Einsiedel, schwer von Leben!

Über der Wipfel Hin- und Wiederschweben:
Wie’s Atem holt
und näher kommt
und braust,
Und weiter zieht
und stille wird
und saust!
Über der Wipfel Hin- und Wiederschweben,
Hochoben steht ein ernster Ton,

Dem lauschten tausend Jahre schon
Und werden tausend Jahre lauschen.
Und immer dieses starke, donnerdunkle Rauschen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Waldstimme von Peter Hille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Waldstimme“ von Peter Hille beschreibt die kraftvolle, beinahe mystische Präsenz des Waldes und seine zeitlose Verbindung zu den Menschen. Der Wald wird personifiziert und erscheint als „moosiger Träumer“ mit „grüngoldenen Augen“, die funkeln, während seine „Gedanken dunkeln“. Diese Bilder verleihen dem Wald eine lebendige, fast weise Persönlichkeit, die gleichzeitig Kraft und Ruhe ausstrahlt. Das Motiv des „saftstrotzenden Tagesversäumers“ zeigt den Wald als ein Wesen, das außerhalb der Zeit lebt, abseits von menschlicher Geschäftigkeit.

Zentral ist das Motiv des Rauschens, das in wellenartigen Bewegungen beschrieben wird: „Über der Wipfel Hin- und Wiederschweben“. Dieses Naturgeräusch wird wie ein Atem dargestellt – es kommt näher, wird stärker, um sich dann wieder zu entfernen. Die Bewegungen des Windes und der Klang des Waldes vermitteln ein urtümliches, fast spirituelles Erlebnis, das das lyrische Ich mit Ehrfurcht beobachtet. Der Wechsel von Lautstärke und Stille spiegelt den natürlichen Rhythmus der Natur wider.

Im letzten Teil wird das Rauschen des Waldes zu einer Stimme der Ewigkeit. Der „ernste Ton“, der über den Wipfeln steht, wurde schon „tausend Jahre“ lang gehört und wird noch weitere „tausend Jahre“ erklingen. Damit verweist das Gedicht auf die Zeitlosigkeit und Unvergänglichkeit der Natur. Das „starke, donnerdunkle Rauschen“ wirkt wie eine uralte, kosmische Stimme, die den Menschen seit jeher begleitet und über Generationen hinweg eine stille, aber mächtige Verbindung zur Schöpfung aufrechterhält. „Waldstimme“ wird so zur Feier der ungebrochenen Kraft und Weisheit der Natur, die den Menschen stets in ihrem Bann hält.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.