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Tamerlan

Von

Unwirtlich
Leben soll kommen.
Munter will ich es haben,
Munter von zuckenden Toden,
Denn das nur ist echt.
Reiche will ich zusammen mir reißen,
Wie einer, der friert,
Um sich versammelt die Decken.
Meinen kleinen häßlichen
Braunen Körper
Den will ich verstecken
Unter tausend großblumigen Decken.
Die Blumen sind rot,
Die großen Blumen
Vom Blute der Männer.

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Gedicht: Tamerlan von Peter Hille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Tamerlan“ von Peter Hille entfaltet das Bild eines machtbesessenen Eroberers, der sich seine Existenz durch Gewalt und Krieg formt. Tamerlan, eine historische Figur, die als grausamer Kriegsherr bekannt wurde, wird hier als ruheloser, unersättlicher Mensch gezeichnet, der das „unwirtliche Leben“ aktiv annimmt und mit „zuckenden Toden“ füllt. Die Formulierung „das nur ist echt“ zeigt die zynische Überzeugung des Sprechers, dass nur durch Kampf und Tod eine wirkliche Existenz möglich ist.

Das Motiv des Eroberns wird in ein Bild von existenzieller Kälte übersetzt: Der Sprecher will „Reiche zusammen reißen“ wie einer, der frierend nach Wärme sucht. Diese Metapher verleiht der Aggression eine fast verzweifelte Note – der Drang zur Expansion dient letztlich dazu, eine innere Leere oder Kälte zu überdecken. Der „kleine häßliche braune Körper“ wird als etwas Schwaches, Verletzliches beschrieben, das unter der Gewalt und dem Prunk der eroberten Reiche verborgen werden soll.

Besonders eindrücklich ist das Bild der „großblumigen Decken“, deren „Blumen“ vom „Blute der Männer“ getränkt sind. Hier verdichtet sich die Grausamkeit der Figur: Die prachtvolle Macht, die Tamerlan umgibt, ist erkauft mit dem Leben unzähliger Opfer. Hille zeichnet damit ein Bild des Eroberers als Getriebenen, der hinter der Maske der Macht seine eigene Kleinheit und Unsicherheit verbirgt. Das Gedicht thematisiert auf eindringliche Weise die Dynamik von Gewalt, Macht und persönlicher Schwäche.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.