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Lord Byron

Von

Antonius-Bakchos,
Ein ewiger Etonboy,
Erzog dich die Schönheit
Zu weicher Kraft und zu starker Schwäche.
Eine Schicht Held und eine Schicht Unart.
Tagumdrehender Freund der Natur,
Freund der Nacht –
Früh zogst du dir den Schnee aufs lockige Haupt
Und fielest vor deinem Tode als Held
An deines Leibes eigenem Mute.
So recht deinen eignen Tod
Bist du gestorben,
Eigen im Opfer
Nervöser Held.
Deiner Knabenschmerzen holder Trotz,
Sinnenstarke Knabenträume,
In königlichen Willens freien Stolz gefügt
Ragen deines Fühlens Bildnisreihen,
Empörung gegen die Satzung, die anders gewendet,
Du selber verehrtest!

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Gedicht: Lord Byron von Peter Hille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Lord Byron“ von Peter Hille ist eine poetische Charakterstudie des berühmten englischen Dichters und Romantikers. Hille zeichnet Byron als widersprüchliche Figur, die zwischen Sensibilität und Rebellion, zwischen künstlerischem Genie und Selbstzerstörung schwankt. Schon im ersten Vers wird Byron mit „Antonius-Bakchos“ in die Nähe antiker Mythologie gerückt – eine Mischung aus römischem Feldherrn und Gott des Rausches und der Ekstase. Gleichzeitig bleibt er „ein ewiger Etonboy“, also der ewige Junge, geprägt von der Welt der englischen Eliteschule, die Unschuld und Bildung symbolisiert.

Das Gedicht betont die Ambivalenz von Byrons Persönlichkeit: „weiche Kraft und starke Schwäche“, „eine Schicht Held und eine Schicht Unart“ – diese Gegensätze kennzeichnen das romantische Ideal eines zerrissenen Helden, der sowohl große Tugenden als auch Verfehlungen in sich vereint. Byron wird als „Freund der Natur“ und „Freund der Nacht“ gezeigt, was ihn einerseits in die Tradition der Romantik stellt, andererseits seine dunklere, melancholische Seite betont. Auch das Bild des vorzeitigen Alterns („den Schnee aufs lockige Haupt“) und der inneren Erschöpfung klingt an.

Im weiteren Verlauf beschreibt Hille Byrons Tod als einen „eigenen Tod“, den er sich selbst erschaffen hat, als „nervöser Held“ und Opfer seines übersteigerten Mutes. Byrons „Knabenträume“ und sein „holder Trotz“ wirken wie romantische Ideale, die sich in „königlichen Willen“ und „freien Stolz“ verwandeln. Zugleich prangert das Gedicht eine innere Ambivalenz an: Byron lehnt die gesellschaftliche „Satzung“ ab, die er im Grunde selbst hätte bewundern können. Hille entwirft damit ein vielschichtiges Porträt Byrons als tragischen Künstler und Rebellen, der an seinen eigenen Idealen und an der Welt zerbricht.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.