Jesus
Über seelenbange Wangen weinten
Warm verdüsterte Himmel heißes Blut.
Über dürrer fremdschmachtender Erde
Gingen wilder Missetaten büßend helle Beschwerde.
Fühle über mir das dornengroße
Güte glühende Haupt
Umfangen…
Von mir.
So spräch‘ meine Seele,
Himmelerquickend
Den seligen Tau
Überquellender Liebe
Auf das dornenhohe
Tauschmachtende Haupt,
Du Welt Hinliebendes,
Du Welthinliebendes
Dich weinen
Hin
In Jubel
Dich!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Jesus“ von Peter Hille ist ein stark symbolisch und expressiv aufgeladenes Werk, das sich mit dem Leiden und der Liebe Christi auseinandersetzt. Es entfaltet eine mystische Bildwelt, in der das Leiden Jesu mit kosmischen und seelischen Vorgängen verbunden wird. Bereits die ersten Verse zeigen eine düstere, apokalyptische Stimmung: „Warm verdüsterte Himmel heißes Blut“ lässt an den blutenden Himmel der Passion denken, an das Leiden und die Opferbereitschaft Jesu für die sündige Menschheit.
Die Sprache des Gedichts ist von starken Metaphern und einer gewissen Mystik geprägt. Die „dornengroße Güte“ und das „dornenhohe Haupt“ beziehen sich deutlich auf die Dornenkrone und das Leiden Christi. Das lyrische Ich zeigt sich zutiefst bewegt von diesem Bild und drückt eine intensive emotionale und spirituelle Beziehung zu Jesus aus. Die Seele des Sprechers möchte das leidende Haupt Jesu mit „überquellender Liebe“ und „seligem Tau“ erquicken – ein Bild der Linderung und der mitfühlenden Hingabe.
Im letzten Teil steigert sich das Gedicht zu einer Art ekstatischen Ausrufung, einer Mischung aus Gebet und Verklärung. Die Wiederholung von „Du Welt Hinliebendes, Du Welthinliebendes“ verweist auf die allumfassende Liebe Jesu zur Welt. In diesem Moment fließen Trauer und Freude ineinander: „Dich weinen hin in Jubel dich!“ Diese Wendung zeigt, wie Schmerz und Erlösung im Leiden Christi untrennbar verbunden sind. Insgesamt ist das Gedicht eine poetische Meditation über die Passion Christi und die göttliche Liebe, die selbst im größten Schmerz zur Quelle der Erlösung wird.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.