Für einander
Ein Kreis von Erde das ist ein Zauberkreis
Über alle Hexenkunst.
Diese deine Erde drängt sich dir empor
Und aufsteigt deines Geistes Domes Chor.
Du wirst von ihr: dein Leben
Wird sie rauschend überschweben.
Und von ihr grüßen
Hoch in frohem Wipfelhaupte.
An weitem, blauen, heiterreifen Himmel.
Und willst du ruhen,
So schlägst du aus der Brust
Dir der Erde breite, warme Falte;
Wie ein Krieger seinen Mantel schlägt,
Den feldgewohnten,
In fest geronnen scharfer Nacht
Um seines Heldenherzens müd‘ Erkalten,
Daß frischer Morgenwind
Noch die Glut mag finden und erwecken.
Die wachen Sterne aber hüten treu
Im Lebenslager all den starken knappen Heldenschlaf.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Für einander“ von Peter Hille beschreibt die tiefe, fast mystische Verbindung zwischen Mensch und Erde. Bereits in der ersten Zeile wird die Erde als „Zauberkreis“ bezeichnet – ein starkes Bild, das sowohl Schutz als auch Magie und Ursprünglichkeit vermittelt. Diese Erde, die „über alle Hexenkunst“ hinausgeht, ist keine bedrohliche oder fremde Macht, sondern eine vertraute, lebenspendende Kraft, die sich dem Menschen „empor drängt“ und mit ihm verbunden ist. Der Mensch wächst aus ihr heraus, und sein „Geistes Domes Chor“ – seine Gedanken, seine Kreativität – steigt aus der Erde zum Himmel.
Die zweite Strophe zeigt diese Verbindung noch intensiver: Das Leben des Menschen „überschwebt“ die Erde, während zugleich das Grüne der Wipfel ihn aus der Natur „grüßt“. Es entsteht eine Harmonie zwischen dem Irdischen und dem Geistigen, zwischen dem Menschen, der sich über die Erde erhebt, und der Erde, die ihn trägt und immer wieder in sich aufnimmt. Der „weite, blaue, heiterreife Himmel“ steht dabei als Symbol für Freiheit und Weite, aber auch für das Ziel des geistigen Strebens.
Besonders eindrucksvoll ist das Bild vom Ruhen in der Erde: Wenn der Mensch sich „aus der Brust“ die „breite, warme Falte“ der Erde schlägt, ähnelt das dem Krieger, der sich in seinen Mantel hüllt. Diese Szene erinnert an ein Schlachtfeld, an Müdigkeit und Erschöpfung, aber auch an die Wärme und Geborgenheit, die die Erde spendet. Hier wird das Motiv von Kampf und Rast in einem größeren Kreislauf von Leben und Natur eingebettet.
Das Gedicht endet mit der Vorstellung vom „Lebenslager“ des schlafenden Helden, das von den „wachen Sternen“ treu bewacht wird. Diese Sterne sind Wächter über den „Heldenschlaf“, eine Metapher für die letzte Ruhe, die der Mensch in der Erde findet. So verknüpft Hille das Bild des tapferen Kämpfers mit der universellen Geborgenheit, die die Erde bietet – als Anfang und Ende des menschlichen Daseins. Das Gedicht feiert die tiefe Einheit zwischen Mensch, Natur und Kosmos und verleiht ihr eine poetische, fast mythische Dimension.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.