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Der Wind

Von

Es sank vor ihm das Schiff zu Grund,
Als er überbrauste das Meer,
Mit dem Feuer schloß er schnell einen Bund,
Wie sausten die Flammen einher!
Mitinnen der Wüste, der Karawane
Verweht er die wankende, wogende Bahn.

Im sonnengoldenen Buchengrün
Da hebt er neckisch den Flor,
Der reizenden Maid, die Wangen erglühn, –
O Wind, was hattest du vor?
Die geküßte Lippe, sieh, wie sie schmollt!
Der Liebste, ob er dem Winde wohl grollt?

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Gedicht: Der Wind von Peter Hille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Wind“ von Peter Hille zeigt die Vielschichtigkeit und Unberechenbarkeit des Windes als Naturkraft. In der ersten Strophe wird der Wind als mächtige, fast zerstörerische Kraft dargestellt: Er „überbraust das Meer“ und lässt ein Schiff untergehen. Die Verbindung zum „Feuer“, mit dem er „einen Bund“ schließt, unterstreicht seine Wildheit und seine Fähigkeit, Naturgewalten zu vereinen und Chaos zu stiften. Auch in der Wüste bringt der Wind Unheil, indem er die Karawane vom Weg abbringt und sie in der endlosen Weite verirren lässt. Hier zeigt sich der Wind als ungezähmte, schicksalhafte Macht, die über das Leben der Menschen bestimmen kann.

In der zweiten Strophe wechselt der Ton: Der Wind erscheint nun verspielt und fast listig. Im „Buchengrün“ hebt er „neckisch den Flor“ einer jungen Frau, bringt sie zum Erröten und löst ein kleines, harmloses Durcheinander aus. Hier wird der Wind als schelmischer Begleiter in einer romantischen Szene gezeigt, der zwar stört, aber auch Lebendigkeit und Bewegung bringt.

Durch diese Gegenüberstellung zeigt Hille zwei Gesichter des Windes: einmal als bedrohliche Naturgewalt, die Leben gefährden und zerstören kann, und einmal als schelmischer Geist, der mit der Natur und den Menschen spielt. Diese Ambivalenz macht den Wind zu einer poetischen Figur, die sowohl Respekt als auch ein Lächeln hervorruft.

Das Gedicht endet mit der Frage, ob der Liebste dem Wind „grollt“ – eine verspielte Anspielung darauf, dass der Wind die Intimität der Liebenden stört, aber zugleich eine neue Dynamik in die Szene bringt. So thematisiert Hille in knapper Form sowohl die zerstörerische als auch die belebende Seite der Natur und verleiht dem Wind eine fast menschliche List und Eigenwilligkeit.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.