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Das Mädchen

Von

Gestern noch ein dürftig Ding,
Das so grau und albern ging,
Nichts an ihm zu sehen –
Und muß heut behutsam sein,
Wie wenn im Mai die Blüten schnei’n,
Daß nicht all verwehen.

Wie wenn ich Blüten an mir habe,
Als sei ich eine Gottesgabe, –
Ein reines Wunder bin ich ja,
Wie nie ich eins mit Augen sah.
Und muß mich sehr zusammennehmen
Und schämen.

Warum? Weil ich so blühend bin,
Und weil der Wind treibt Blüten hin,
Die nicht am Baum erröten
Und voller Vorsicht sind
Und Unschuld und Erblöden –
Der dumme Wind!

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Gedicht: Das Mädchen von Peter Hille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Mädchen“ von Peter Hille beschreibt den plötzlichen Wandel eines Mädchens, das sich über Nacht von einem unscheinbaren Wesen zu einer blühenden jungen Frau entwickelt hat. Zu Beginn wird das Mädchen als „dürftig Ding“ beschrieben, das unscheinbar und etwas unbeholfen wirkt. Doch diese Zeit scheint vorbei, denn von einem Tag auf den anderen hat es sich verändert und muss nun „behutsam sein“, als wäre es von zarten Blüten umgeben, die leicht verwehen könnten. Dieses Bild deutet auf die neue Zerbrechlichkeit und Sensibilität hin, die mit dem Erwachen der Jugend und der Weiblichkeit einhergeht.

Das lyrische Ich – vermutlich das Mädchen selbst – beschreibt diesen Wandel wie ein Wunder. Die Metapher der Blüten, die an ihm haften, verweist auf die beginnende Reife und Schönheit. Es erkennt sich selbst kaum wieder und empfindet diese plötzliche Anmut als „Gottesgabe“, fast als etwas Übernatürliches. Gleichzeitig wird die Unsicherheit spürbar, die das Mädchen nun begleitet. Es muss sich „zusammennehmen und schämen“, was auf das Erwachen des Bewusstseins für die eigene Anziehungskraft und Verletzlichkeit deutet.

In der letzten Strophe wird der Wind als äußere Bedrohung beschrieben, der die Blüten – und damit sinnbildlich die Unschuld oder die zarte Schönheit – forttragen könnte. Der „dumme Wind“ wirkt wie eine Metapher für die äußeren Einflüsse, vielleicht auch die Blicke und Erwartungen der Umwelt, die das Mädchen nun besonders empfindet. Die Blüten stehen für Unschuld und das junge, schamhafte Erblühen der Weiblichkeit, das leicht gefährdet scheint.

Insgesamt behandelt das Gedicht das Thema des Heranwachsens, der beginnenden Selbstwahrnehmung und der Unsicherheit, die mit dem Erwachen der eigenen Schönheit und Weiblichkeit verbunden ist. Peter Hille schafft es, diese innere Verwandlung mit zarten Naturbildern und einer leichten Ironie zu beschreiben, die sowohl das Staunen als auch die Verwirrung des Mädchens über sich selbst spürbar machen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.