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Asrael

Von

Sieh, mein Vater, mein Kind schlägt eben
Die Augen auf.
Es will einen Kuß dir ja geben,
O nimm es auf.
Und lege es an dein Herz,
Und lege es an dein Weltenherz,
Und lege es an dein Vaterherz,
Das für alles schlägt,
Was Leben und was Seele trägt;
Sieh mal, wie warm, wie tränenwarm
Auffunkelt das Herz:
In Freudenfluten überfließt der Harm,
Die roten Bäckchen glühen vor tiefem Herz;
Die blauen Augen sieh,
Wie sie
Verwundert und verschleiert.
An deinem Herzen halt‘ du es,
Indes
Die kleine Seele feiert.

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Gedicht: Asrael von Peter Hille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Asrael“ von Peter Hille thematisiert auf zarte und anrührende Weise den Übergang eines Kindes vom Leben in eine andere, jenseitige Sphäre. Asrael, der Engel des Todes aus der islamischen und mystischen Tradition, wird hier als sanfter Begleiter vorgestellt, der das Kind in einer liebevollen Geste an das „Vaterherz“ Gottes übergibt. Das lyrische Ich spricht zu einer höheren Instanz, bittet darum, das Kind aufzunehmen und es mit Wärme und Geborgenheit zu umhüllen.

Die Wiederholung „Und lege es an dein Herz“ – später ausgeweitet auf „Weltenherz“ und „Vaterherz“ – betont die universelle Liebe und das Mitgefühl dieser göttlichen Instanz, die alles umfasst, was „Leben und was Seele trägt“. Das Bild des Herzens, das „tränenwarm“ auffunkelt, verbindet Trost und Trauer: Während der Schmerz des Abschieds spürbar bleibt, wandelt sich der „Harm“ durch die Nähe zur göttlichen Liebe in eine „Freudenflut“.

Das Kind wird dabei nicht nur als unschuldig und schutzbedürftig dargestellt – sichtbar in den „roten Bäckchen“ und den „blauen Augen“ –, sondern auch als staunend und friedlich, denn es „feiert“ die Heimkehr der Seele. Der Tod erscheint hier nicht als Schrecken, sondern als ein sanfter Übergang, in dem Asrael als Vermittler zwischen der Welt und dem Göttlichen wirkt. „Asrael“ ist somit ein tröstliches und spirituell aufgeladenes Gedicht über die Versöhnung mit dem Tod und die Hoffnung auf eine liebevolle Aufnahme in eine höhere Ordnung.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.