Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, ,

Es regnet

Von

Es regnet, es regnet
Der Kuh auf den Schwanz;
Es regnet, es regnet
Der Braut in den Kranz.

Es regnet, es regnet,
Die Welt ist schon naß;
Hol’s Töpfchen,
Fang’s Tröpfchen,
Dann sag ich dir was:

Wäschst du die Nase,
Bleibt sie fein grade,
Wäschst du das Mündchen,
Bist du’n lieb Kindchen,
Wäschst du aber die Augen schön,
Kannst du dem lieben Herrgott seinen Himmel besehn!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Es regnet von Paula Dehmel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Es regnet“ von Paula Dehmel beginnt mit einer einfachen, fast humorvollen Darstellung des Regens, der auf verschiedene Dinge und Wesen fällt. Zu Beginn wird der Regen auf den „Schwanz der Kuh“ und den „Kranz der Braut“ beschrieben, was zwei sehr unterschiedliche Bilder hervorruft – einerseits das ländliche, alltägliche Leben und andererseits das feierliche und festliche Bild einer Hochzeit. Diese Gegensatzpaare könnten die universelle Präsenz des Regens betonen, der keine Rücksicht auf soziale oder gesellschaftliche Unterschiede nimmt, sondern gleichermaßen alle erreicht.

Die wiederholte Betonung des „Es regnet, es regnet“ und die sich anschließende Feststellung, „die Welt ist schon naß“, verstärken die Idee, dass der Regen allgegenwärtig ist und die Welt in einen Zustand der Nässe und Veränderung versetzt. In dieser Hinsicht könnte der Regen auch als ein Symbol für etwas Neues oder Reinigendes verstanden werden, das die Umgebung in eine andere, vielleicht bewusstere oder gereinigte Stimmung versetzt.

Der darauf folgende Abschnitt, in dem das Kind aufgefordert wird, „Töpfchen zu holen“ und „Tröpfchen zu fangen“, entwickelt sich zu einem spielerischen Moment, das die Leichtigkeit und den Humor des Gedichts hervorhebt. Es könnte als eine Einladung zur Auseinandersetzung mit der Welt auf eine unschuldige und neugierige Weise verstanden werden, bei der es nicht nur darum geht, die Welt zu beobachten, sondern sie aktiv zu erfassen und zu verstehen.

Das abschließende Bild, in dem das Waschen von Nase, Mund und Augen zu einer moralischen Lektion über Reinheit und die Fähigkeit, den „Himmel des Herrgottes“ zu sehen, führt, verleiht dem Gedicht eine tiefere, fast spirituelle Dimension. Es legt nahe, dass durch die Pflege und Achtsamkeit des eigenen Körpers und Geistes der Zugang zu einer höheren Wahrnehmung oder Erkenntnis erlangt werden kann. Diese Darstellung von Hygiene und Reinheit könnte also sowohl auf eine physische als auch eine geistige Reinigung hinweisen, die es dem „lieb Kindchen“ ermöglicht, den „Himmel“ zu sehen.

Insgesamt kombiniert das Gedicht humorvolle, einfache Bilder mit einer tiefgründigen moralischen Botschaft und spielt auf die Bedeutung der Achtsamkeit und Reinheit im täglichen Leben an. Die Verbindung von Natur, Alltag und spirituellen Aspekten macht das Gedicht zu einer charmanten Reflexion über die Welt und das Leben.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.