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Waldesnacht

Von

Waldesnacht, du wunderkühle,
die ich tausend Male Grüß;
nach dem lauten Weltgewühle,
O, wie ist dein Raschen süß,
Träumerisch die Müden Glieder
berg ich weich ins Moos,
und mir ist als würd ich wieder
all der irren Qualen los.

Fernes Flötenlied vertöne,
das ein weites Sehnen rührt,
die Gedanken in die Schöne,
ach mißgönnte Ferne führt.
Laß die Waldesnacht mich wiegen,
stillen jede Pein,
und ein seeliges Genügen
saug ich mit den Düften ein

In den heimlich engen Kreisen
wird dir wohl, du wildes Herz,
und ein Friede schwebt mit leisen
Flügelschlägen niederwärts.
Singet holde Vogellieder,
mich in Schlummer sacht!
Irre Qualen Löst euch wieder,
wildes Herz nun gute Nacht!

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Gedicht: Waldesnacht von Paul Heyse

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Waldesnacht“ von Paul Heyse thematisiert die beruhigende und heilende Wirkung der Natur, insbesondere der nächtlichen Waldlandschaft, auf ein vom Leben erschöpftes und gequältes Herz. Der Sprecher sehnt sich nach einer Flucht aus dem „lauten Weltgewühle“ und findet in der Stille und Kühle der Waldesnacht Trost und innere Ruhe. Der Wald wird dabei zu einem Rückzugsort, der Geborgenheit spendet und die Sorgen des Alltags mildert.

Die Natur erscheint in diesem Gedicht als eine sanfte, fast mütterliche Kraft. Der Sprecher legt sich ins weiche Moos, lässt sich vom Rascheln der Blätter und von „holden Vogelliedern“ in den Schlaf wiegen. Die Nacht wird dabei zur Trösterin, die die „irre Qualen“ des Herzens zu lindern vermag. Besonders das Motiv des „Flötenlieds“ aus der Ferne verstärkt die Stimmung der Sehnsucht nach einer friedlichen Welt abseits von Schmerz und Hektik.

Sprachlich arbeitet das Gedicht mit weichen, klangvollen Bildern und Lauten, die eine träumerische und beruhigende Atmosphäre schaffen. Die Alliterationen („Waldesnacht, du wunderkühle“) und die sanften Verben wie „wiegen“, „saugen“ und „schweben“ unterstreichen diese sanfte Stimmung. Die Nacht ist hier nicht bedrohlich, sondern eine Quelle des Friedens und der Versöhnung. Am Ende steht das Einschlafen als ein Loslassen der inneren Unruhe, während die Natur dem „wilden Herzen“ eine „gute Nacht“ wünscht.

Insgesamt zeigt „Waldesnacht“ eine romantische Naturauffassung, in der die Natur als Gegenwelt zur zivilisatorischen Rastlosigkeit dient und dem Menschen eine Rückkehr zu innerer Harmonie ermöglicht. Die Waldesnacht wird so zur Symbolfigur für Heilung und seelische Einkehr.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.