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Am Fenster

Von

Ich hab empor gesehen und geglaubt,
im Fenster dort ging auf der Sonne Glanz;
die Brust noch drinnen, vor gelehnt das Haupt,
um’s schöne Haar schlang sich ein Veilchenkranz.
Gib acht, Signor, daß ich dich nicht verwunde.
Du trägst der Liebe Waffen auf dem Haupt.
Zwei Löckchen sind auf deinem Haupt zu sehn,
blickst empor, so ist’s um dich geschehen.

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Gedicht: Am Fenster von Paul Heyse

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Am Fenster“ von Paul Heyse beschreibt eine kurze, aber intensive Szene des Begehrens und der stillen Anziehung. Das lyrische Ich blickt zu einem Fenster empor, wo es eine junge Frau erblickt, die vom Licht der Sonne umstrahlt wird. Der „Veilchenkranz“ im Haar betont die Jugend und natürliche Schönheit der Frau und verleiht der Szenerie eine poetische, fast idyllische Atmosphäre. Die körperliche Haltung – „die Brust noch drinnen, vor gelehnt das Haupt“ – suggeriert zugleich eine Nähe und eine Distanz, ein Zögern und Offenbleiben für eine mögliche Begegnung.

Die zweite Hälfte des Gedichts ist von einem spielerisch-leichten Ton geprägt. Das lyrische Ich spricht die Frau indirekt an, warnt sie humorvoll, dass sie „der Liebe Waffen auf dem Haupt“ trage – ein Verweis auf ihre verführerische Ausstrahlung, die dem Betrachter gefährlich werden könnte. Die beiden „Löckchen“ wirken wie kleine, unschuldige Details, die dennoch eine große Wirkung entfalten. Diese Beobachtung führt zur Vorahnung, dass der Anblick allein schon genügt, um das lyrische Ich emotional zu überwältigen.

Insgesamt vereint das Gedicht eine zarte Liebesregung mit einem Augenzwinkern. Heyse spielt mit der klassischen Vorstellung des amourösen Blickkontakts am Fenster und lässt in wenigen Versen eine Situation entstehen, die zwischen Bewunderung, Sehnsucht und Leichtsinn schwebt. Die Verbindung von Naturmotiven wie dem „Veilchenkranz“ mit der leichten Ironie der „Liebeswaffen“ verleiht dem Gedicht eine anmutige und zugleich heitere Note.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.