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An Deutschland

Von

Ja, Mutter, es ist wahr: ich habe diese Zeit,
Die Jugend, mehr als faul und übel angewendet.
Ich hab es nicht getan, wie ich mich dir verpfändet.
So lange bin ich aus, und denke noch so weit.

Ach, Mutter, zürne nicht; es ist mir mehr als leid,
Der Vorwitz, dieser Mut, hat mich zu sehr verblendet.
Nun hab ich allzuweit von dir, Trost, abgeländet
Und kann es ändern nicht, wie hoch es mich auch reut.

Ich bin ein schwaches Boot, ans große Schiff gehangen,
Muß folgen, wie und wenn und wo man denkt hinaus.
Ich will gleich oder nicht. Es wird nichts anders draus.

Indessen meine nicht, o du mein schwer Verlangen,
Ich denke nicht auf dich und was mir Frommen bringt.
Der wohnet überall, der nach der Tugend ringt.

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Gedicht: An Deutschland von Paul Fleming

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Deutschland“ von Paul Fleming drückt die Reue und das Heimweh des lyrischen Ichs aus, das sich von seiner Heimat entfernt hat. In Form eines direkten Zwiegesprächs mit Deutschland als „Mutter“ gesteht es ein, seine Jugend nicht sinnvoll genutzt und seine Verpflichtungen gegenüber dem Vaterland vernachlässigt zu haben. Die Entfernung wird nicht nur räumlich, sondern auch als moralische und emotionale Entfremdung dargestellt.

Besonders betont das Gedicht die Zerrissenheit des Sprechers: Er fühlt sich von jugendlichem Leichtsinn und Forscherdrang („Vorwitz, dieser Mut“) fehlgeleitet, erkennt aber, dass er seine Lage nicht mehr ändern kann. Die Metapher des „schwachen Boots“, das an ein großes Schiff gebunden ist, verdeutlicht seine Abhängigkeit von äußeren Umständen und seine Unfähigkeit, eigenständig über seinen Weg zu bestimmen. Dies vermittelt ein Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem Schicksal.

Trotz der Trennung bleibt die Verbindung zur Heimat bestehen. Das lyrische Ich betont, dass es Deutschland nicht vergessen hat und weiterhin nach Tugend strebt. Der abschließende Vers „Der wohnet überall, der nach der Tugend ringt“ drückt die Überzeugung aus, dass wahre Verbundenheit nicht an einen Ort gebunden ist. Damit gewinnt das Gedicht eine versöhnliche Note: Auch wenn der Sprecher fern ist, bleibt er seiner Heimat innerlich treu.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.