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Wir Dichter

Von

Wie Einsamkeit das Ich im Auge dämmt.
Du ist nicht feil, und Du beginnt zu fehlen.
Geh durch die Menge, um Lächeln zu stehlen,
Verbrauche deine Küsse ungehemmt -:

Ein Schrei wärmt dir den Leib! Zu sehr allein.
Es gibt nur dies, unser Blut-Hoch und Ja,
Unsere Kunst, das Labsal anima!
Das Herz bewegt sich in das Wort herein.

Von den Stummheiten sollen wir aufbrechen!
Nicht nur anjahren in der Existenz.
Von Antlitzfrauen aufreizend umschwiegen

Werden wir jetzt, einmal und wenigstens,
Die Herzensröte an den Lippen kriegen.
Unseren Dialekt des Menschen sprechen.

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Gedicht: Wir Dichter von Paul Boldt

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wir Dichter“ von Paul Boldt spricht von der Existenz der Dichter und ihrer Rolle in der Welt. Die erste Strophe reflektiert die Einsamkeit, die das lyrische Ich spürt, und wie diese Einsamkeit das „Ich im Auge dämmt“. Diese Metapher deutet auf eine innere Verengung oder Verschlossenheit hin, die durch die Isolation entsteht. Der Begriff „Du“ tritt hier in den Vordergrund, und das Fehlen des „Du“ wird als Verlust empfunden – die Entfremdung von einer anderen, von einem Gegenüber. Das Bild des „Stehlens“ von Lächeln und der ungehinderten Verwendung von Kussen verweist auf eine dringende Suche nach Verbindung und Lebensgenuss, um die innere Leere zu füllen.

In der zweiten Strophe wird die Kreativität und Kunst als eine Möglichkeit dargestellt, die Leere zu überwinden und einen tieferen Sinn zu finden. Der Schrei, der den Leib „wärmt“, wird als Ausdruck von Notwendigkeit und Energie dargestellt – ein Schrei, der nicht nur der Entladung von Emotionen dient, sondern auch eine Art von Lebensbejahung. Die Kunst wird hier als „Labsal anima“ beschrieben, als Heilung oder Trost für die Seele. Das „Ja“ und das „Blut-Hoch“ symbolisieren die Leidenschaft und das Leben selbst, die durch die Kunst zum Ausdruck kommen. In diesem Kontext erscheint das Herz als ein Zentrum, das sich in das Wort bewegt – ein Verweis darauf, dass die Dichtung und Sprache tief mit den eigenen inneren Bewegungen des lyrischen Ichs verbunden sind.

Die dritte Strophe fordert eine aktive Auseinandersetzung mit der Welt und das Überwinden der „Stummheiten“. Die Dichter sollen nicht nur in der bloßen Existenz verharren, sondern den Mut finden, aus der Stille herauszutreten und sich auszudrücken. Der Hinweis auf „Antlitzfrauen“ und das „Umschweigen“ dieser Frauen stellt die Herausforderung dar, dass die Kunst der Dichter in einer Welt existiert, die oft in Schweigen verharrt oder in Oberflächlichkeiten versinkt. Dennoch wird die Hoffnung ausgesprochen, dass die Dichter „die Herzensröte an den Lippen“ tragen werden, was auf das Streben nach authentischem Ausdruck und dem Gefühl des Lebens hinweist, das über oberflächliche Worte hinausgeht.

Am Ende des Gedichts wird das „Sprechen des Dialekts des Menschen“ als Ziel und Aufgabe der Dichter dargestellt. Es geht nicht nur um poetische Kunst, sondern um die Kommunikation und das Teilen von tiefen, wahrhaftigen menschlichen Erfahrungen. Der Dialekt des Menschen, das authentische Sprechen, soll ein universelles Band zwischen den Dichtern und der Welt herstellen. Boldt fordert dazu auf, das Menschliche in seiner ganzen Tiefe zu erfassen und in der Dichtung widerzuspiegeln, als ein Mittel, das die Einsamkeit zu überwinden und einen tieferen Sinn im Leben zu finden.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.