Abschied
Es ertrinken die Sterne
In tiefem Blau.
Des Morgens Kahn ziehn ferne
Schimmernde Segel,
Zeigen uns, wie unergründlich tief
Die schwindende Nacht ist.
Freund! Gefahr und Weib
Gilt. Was? Kopf hoch und munter.
Torheit ist unser Wundern,
Torheit ist das Verachten.
Freund!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Abschied“ von Otfried Krzyzanowski ist eine eindrucksvolle Reflexion über den Abschied, das Unbekannte und die menschliche Haltung gegenüber der Vergänglichkeit. Die ersten Zeilen, „Es ertrinken die Sterne / In tiefem Blau“, erzeugen ein Bild von Verlust und Auflösung. Das „Ertrinken der Sterne“ verweist auf das Verblassen von Hoffnungen oder Idealen, die einst klar und leuchtend waren, nun aber im „tiefen Blau“ des Himmels verschwinden. Die Sterne, die normalerweise für Orientierung und Richtung stehen, verlieren ihre Bedeutung und werden Teil der weiten, unergründlichen Nacht. Dieser Moment des Verblassens und Verschwindens ist von einer melancholischen Stimmung geprägt, die das Gefühl des Abschieds verstärkt.
Das Bild des „Morgens“, bei dem der „Kahn“ mit „schimmernden Segeln“ in die Ferne zieht, bietet einen weiteren Kontrast: Die „Segel“ sind ein Symbol für den Übergang, für das Vorwärtsstreben in den neuen Tag. Gleichzeitig wird jedoch auch die „unergründlich tiefe“ Nacht hervorgehoben, die zeigt, dass der Übergang nicht nur eine Bewegung nach vorne, sondern auch ein Vorwärtsstreben ins Unbekannte und in die Dunkelheit ist. Diese Dualität zwischen dem neuen Morgen und der Tiefe der Nacht stellt das Leben als einen kontinuierlichen Zyklus zwischen Licht und Dunkelheit dar, wobei der Abschied und das Unbekannte stets mit im Spiel sind.
Die Verse „Freund! Gefahr und Weib / Gilt. Was? Kopf hoch und munter“ richten sich direkt an den Freund und suggerieren eine gewisse Aufforderung zur Unbekümmertheit angesichts der Herausforderungen des Lebens. Die „Gefahr“ und das „Weib“ könnten als Symbole für die Widrigkeiten und die verlockenden, aber auch gefährlichen Aspekte des Lebens verstanden werden. Doch trotz dieser Herausforderungen wird der Freund dazu aufgefordert, „Kopf hoch und munter“ zu bleiben. Diese Haltung könnte eine Mischung aus Resignation und einer Art von „Stoizismus“ sein – das Leben geht weiter, trotz der Gefahren und der Unsicherheiten.
Der Vers „Torheit ist unser Wundern, / Torheit ist das Verachten“ verstärkt diese Haltung. Es wird die „Torheit“ betont, sowohl im Staunen als auch im Verachten. Das Wundern über das Leben und das Verachten des Unveränderlichen erscheinen hier als zwei Seiten derselben Medaille. Diese „Torheit“ könnte eine Art von Gelassenheit in Bezug auf die Unberechenbarkeit des Lebens darstellen, die den Abschied von der Welt und die Auseinandersetzung mit dem Vergänglichen umfasst. Es ist eine Aufforderung, sich nicht zu sehr von den Widrigkeiten und den Wundern des Lebens hinreißen zu lassen, sondern eine gewisse Distanz und Akzeptanz zu wahren.
Insgesamt behandelt das Gedicht die Themen Abschied, Verlust und die Auseinandersetzung mit dem Unbekannten. Der Erzähler spricht sowohl über die Vergänglichkeit der Zeit als auch über die Notwendigkeit, mit einer gewissen Gelassenheit und einem stoischen Blick auf die Welt zu reagieren. Krzyzanowski fordert den Leser heraus, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen, ohne sich in Torheit oder Verachtung zu verlieren, und den ständigen Übergang zwischen Licht und Dunkelheit als Teil des menschlichen Daseins zu akzeptieren.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.