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Nachtmusik

Von

Laub kam von den Bäumen
Meine Schulter betupfen,
Nicht du.
Schaum kam ans Ufer
Und wollte mein Schuhband zupfen,
Nicht du.
Sonne von gestern kam aus den Rosen,
In meinen Augen zu wohnen,
Nicht du.
Sternschnuppen hängen, wehende Schleifen,
Aus der Vergängnis Erntekronen,
Auch du.

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Gedicht: Nachtmusik von Oskar Loerke

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Nachtmusik“ von Oskar Loerke vermittelt eine melancholische Stimmung, die sich durch den Kontrast zwischen der äußeren Welt und der inneren Sehnsucht nach einer bestimmten Nähe zieht. Zu Beginn beschreibt der Sprecher verschiedene Naturereignisse, die scheinbar ohne die Anwesenheit der geliebten Person geschehen. Das „Laub“, das von den Bäumen fällt und die „Schulter betupft“, das „Schaum“, der ans Ufer kommt und das „Schuhband zupft“, und die „Sonne von gestern“, die „aus den Rosen“ kommt – all diese Bilder beschreiben kleine, flüchtige Momente der Natur, die der Sprecher wahrnimmt, aber sie bleiben ohne die Gegenwart des Anderen. Die wiederholte Formulierung „Nicht du“ hebt die Abwesenheit dieser wichtigen Person hervor und verstärkt das Gefühl von Entfremdung und Sehnsucht.

In der zweiten Hälfte des Gedichts jedoch verändert sich der Ton. Der Sprecher bemerkt nun, dass auch die „Sternschnuppen“, die aus der „Vergängnis Erntekronen“ hängen, mit der geliebten Person verbunden sind. Diese Sternschnuppen könnten als Symbole für Wünsche, Träume und das Überirdische interpretiert werden, die sowohl vergänglich als auch bedeutungsvoll sind. Die Formulierung „Auch du“ am Ende des Gedichts lässt darauf schließen, dass die Abwesenheit der geliebten Person trotz der äußeren Ereignisse eine tiefere Bedeutung erhält – sie wird zu einem Teil des poetischen und existenziellen Erlebens.

Die „Nachtmusik“ des Gedichts besteht aus einer Mischung aus Sehnsucht, Verlust und einer tiefen Verbundenheit mit der Natur. Die Bilder der Natur sind zunächst getrennt von der geliebten Person, doch in der letzten Zeile wird diese Trennung überwunden, als der Sprecher sie in das universelle Bild der Sternschnuppen und der Vergänglichkeit einbezieht. Loerke thematisiert hier die Untrennbarkeit von Natur, Zeit und Liebe und zeigt auf, dass selbst in der Abwesenheit eine tiefere Verbindung besteht. Die Natur selbst wird zum Spiegel für die Emotionen des Sprechers, die durch die „Nachtmusik“ von Sehnsucht und Erinnerung getragen werden.

Das Gedicht vermittelt eine subtile, aber starke Botschaft: Der Verlust und die Abwesenheit der geliebten Person sind schmerzlich, doch sie sind auch Teil einer größeren, unaufhaltsamen Bewegung der Zeit und des Lebens. Die Natur – in ihrer ständigen Veränderung und Vergänglichkeit – wird zu einem Trost, indem sie die Abwesenheit in etwas Universelles und Unendliches verwandelt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.