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Oden an seinen Eser (2)

Von

Nicht Schlachten will ich preisen, noch Könige
Noch forschen, wer Rom′s würd′ger, ob′s Cäsar ist,
Ob Brutus, Namen der Geschichte,
Glänzende nicht und gerühmte Schatten.

Ich singe meinen Freund, und auf stolzeren,
Auf tiefern Wogen kühnen Gesangs sei mir
Vergönnt, mit Stromsgewalt und Kraft ihn
Jauchzend zu tragen zum Oceane,

Da sich die Zukunft eint mit Vergangenheit,
Beid′ aber unvergängliche Gegenwart;
Ohn′ Anfang beid′ und ohne Ende,
Beide die göttliche Ewigkeit sind.

Dich kenn′ ich, seit ich kenne, was schön ist, Freund,
Dich lieb′ ich, seit ich liebe, was gut ist, Freund!
In meinem Herzen lebst du einzig,
Seit es der delphische Gott bewohnet.

Dein Lob, es dünkte schon mir Unsterblichkeit,
Erweckte Blüth′ und Frühling, wie Sonnenschein,
Dein Tadel reinigte, gleich Wettern,
Dünste der Erde, die mich umfiengen.

Entrissen sind wir uns, und im kalten Hauch
Des Nordens athmest Seufzer der Sehnsucht du
Nach meinem Süden, wo einst Menschen
Wandelten besserer Art, dir ähnlich.

Dir hat, uralter röm′scher Tage werth,
Kraftvollen Geists und hohen Gemüths ein Weib
Das Leben schön begränzt und ewig
Hält in ermüdender Wirksamkeit es

Lebendig dir der Grazie schönern Dienst:
Mir nimmt aufopfernd keines des Herzens Gram
Und Sorg′ ab, kein verjüngtes Abbild
Lächelt mir zärtlich mein Selbst entgegen.

Die Gräber Roms sind meine Vertrauten nur;
Oftmals jedoch am Fuße des aschigen
Vulkans, am blauen Meer, im Glanze
Parthenopeischer Lüfte fühl′ ich

Die Seel′ aus jener Gräber Melancholei
Erstehn, mit Psyches seliger Lust am Strand
Des Lethe schwärmen, und in Düften
Schwelgen der purpurnen Hesperiden.

Wenn dann in Bajä′s trümmerumgeb′nem Golf,
Wo gern im Kahn ich über die Spiegelfluth
Hingankle zu Misenums Felsen,
Oder zum Tempelgewölb′ der Venus,

Mir wohl erhab′ne Namen der Vorwelt sich
Gebietrisch zeigen, bringst dem gepeinigten
Orest doch du des weisern Freundes
Theuerstes, heiligstes Bild zurücke.

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Gedicht: Oden an seinen Eser (2) von Wilhelm Friedrich Waiblinger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Oden an seinen Eser (2)“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist eine leidenschaftliche Ode an die Freundschaft und die Sehnsucht nach einem geliebten Freund, der von ihm getrennt ist. Das Gedicht ist in acht Strophen gegliedert, die jeweils acht Zeilen umfassen, und verwendet eine erhabene Sprache, die die Tiefe der Gefühle des Dichters zum Ausdruck bringt.

Die ersten beiden Strophen setzen den Ton des Gedichts. Waiblinger lehnt es ab, die üblichen Themen von Krieg und Königen zu besingen, und wendet sich stattdessen der Feier seines Freundes zu. Er wünscht sich einen kraftvollen Gesang, um seinen Freund „jauchzend zum Oceane“ zu tragen, was die Bedeutung der Freundschaft als etwas Ewiges und Unendliches betont. Die dritte Strophe unterstreicht dies weiter, indem sie die Freundschaft als Teil der „göttlichen Ewigkeit“ darstellt, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereint.

In den folgenden Strophen wird die Beziehung zu seinem Freund konkretisiert. Waiblinger beschreibt seinen Freund als Quelle von Schönheit und Gutem in seinem Leben. Die vierte Strophe verwendet Bilder von Frühling und Sonnenschein, um die positiven Auswirkungen des Lobes seines Freundes darzustellen, während die fünfte Strophe die reinigende Wirkung des Tadels seines Freundes hervorhebt. Die sechste Strophe thematisiert die Trennung der beiden Freunde und die Sehnsucht, die dadurch entsteht. Waiblinger sehnt sich nach der Gesellschaft seines Freundes, der sich im kalten Norden befindet, während er selbst in der Erinnerung an bessere Zeiten in der Vergangenheit schwelgt.

Die letzten beiden Strophen sind geprägt von Bildern der römischen Vergangenheit und der Sehnsucht nach Schönheit und Trost. Waiblinger sucht Trost in den Gräbern Roms, am Meer und in der Natur. Er findet in der Erinnerung an seinen Freund eine Erleichterung von seinem Schmerz. Die Ode gipfelt in dem Gefühl, dass sein Freund, wie Orests weiser Freund, ihm in Momenten der Not das liebste und heiligste Bild zurückgibt. Die Verwendung von mythologischen Figuren und antiken Bildern verstärkt die Tiefe und Bedeutung der Freundschaft des Dichters.

Insgesamt ist das Gedicht eine bewegende Hommage an die Kraft der Freundschaft und die Sehnsucht nach einer geliebten Person. Es zeigt die Fähigkeit der Freundschaft, Trost, Schönheit und Erleuchtung zu spenden, selbst in Zeiten der Trennung und des Schmerzes. Die Verwendung von erhabener Sprache, Bildern der Natur und antiken Anspielungen unterstreicht die Tiefe der Gefühle des Dichters und macht das Gedicht zu einem eindrucksvollen Zeugnis der menschlichen Verbundenheit.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.