Laß dich noch ein Mal
im tollsten Rausche
Verzückt umfangen –
Laß dir noch ein Mal
So selig küssen
Auf Hals und Wangen –
Laß mich noch ein Mal,
Ach nur noch ein Mal
Zu dir gelangen –
Hurrah!
Laß dich noch ein Mal
im tollsten Rausche
Verzückt umfangen –
Laß dir noch ein Mal
So selig küssen
Auf Hals und Wangen –
Laß mich noch ein Mal,
Ach nur noch ein Mal
Zu dir gelangen –
Hurrah!

Das Gedicht „Noch ein Mal!“ von Paul Scheerbart ist ein kurzer, intensiver Ausruf der Sehnsucht nach einem letzten, rauschhaften Moment der Vereinigung. Es drückt ein ungestümes Verlangen nach sinnlicher Erfüllung und Hingabe aus, das von einer spürbaren Dringlichkeit und dem Wissen um die Endlichkeit des Begehrens getragen wird. Die Kürze des Gedichts, seine dreifache Wiederholung des Imperativs „Laß“ und der euphorische Ausruf „Hurrah!“ am Ende verstärken den Eindruck eines ekstatischen Gefühlszustands.
Das Gedicht zeichnet sich durch eine klare Struktur aus, die sich in drei Strophen gliedert, wobei jede Strophe das Wort „Laß“ verwendet, um eine Bitte oder einen Befehl an eine geliebte Person oder an sich selbst auszudrücken. Die ersten beiden Strophen beschreiben die konkreten Handlungen, die der Sprecher wünscht: „im tollsten Rausche / Verzückt umfangen“ und „So selig küssen / Auf Hals und Wangen“. Diese Bilder evozieren eine Atmosphäre von Leidenschaft, Ekstase und sinnlicher Erregung, die durch die Wahl der Adjektive wie „tollsten“ und „selig“ weiter verstärkt wird. Das „noch ein Mal“ betont die Flüchtigkeit und Kostbarkeit dieses Moments.
Die dritte Strophe mit „Laß mich noch ein Mal, / Ach nur noch ein Mal / Zu dir gelangen“ verlagert den Fokus auf die Sehnsucht nach Nähe und Vereinigung. Hier wird das Verlangen nach einer tieferen, körperlichen und emotionalen Verbindung ausgedrückt. Das „Ach“ deutet auf eine gewisse Verzweiflung und die bewusste Anerkennung der Unmöglichkeit hin, diesen Zustand dauerhaft zu erhalten. Der Ausruf „Hurrah!“ am Ende des Gedichts fungiert als ein Moment der Befreiung und des Glücks, der jedoch auch die Erkenntnis beinhaltet, dass dieser Zustand nur von kurzer Dauer sein kann.
Scheerbarts Gedicht ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Darstellung eines Zustands intensiver Sinnlichkeit und des gleichzeitigen Bewusstseins von dessen Vergänglichkeit. Es spiegelt die Erfahrung eines Augenblicks wider, der mit aller Kraft ausgekostet wird, da er sich der Endlichkeit bewusst ist. Die einfache, direkte Sprache und die Wiederholungen erzeugen einen Sog, der den Leser in diesen flüchtigen Rausch hineinzieht und ihn am Ende mit einem Gefühl der Erschöpfung und des Glücks zurücklässt. Es ist ein Gedicht über das Leben im Augenblick und die Schönheit des Begehrens.
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