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Neue Fülle

Von

O welch Glühn in fremde Hülle,  Da mein Mund an deinem hing!  Doch schon fühlt ich neue Fülle,  Als ich heimwärts von dir ging.
Und so schenkt ich mich der Ferne,  All die Sehnsucht sank in sie,  Und mein Herz und Nacht und Sterne  Rauschten gleiche Melodie.

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Gedicht: Neue Fülle von Stefan Zweig

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Neue Fülle“ von Stefan Zweig ist eine kurze, aber intensive Beschreibung der Gefühle, die nach einer innigen Begegnung entstehen. Es thematisiert die Transformation von Nähe und Hingabe in eine neue innere Kraft, die durch das Erleben der Liebe freigesetzt wird. Der Autor nutzt eine klare und einfache Sprache, um die komplexen Emotionen darzustellen, die nach dem Abschied von einem geliebten Menschen empfunden werden.

Im ersten Teil des Gedichts wird die unmittelbare Erfahrung der Liebe durch die physische Vereinigung des Mundes hervorgehoben: „O welch Glühn in fremde Hülle, Da mein Mund an deinem hing!“ Diese Zeilen drücken das intensive Gefühl der Leidenschaft und des Zusammenseins aus, die das lyrische Ich in diesem Moment erlebt. Doch bereits kurz danach, im Moment des Abschieds, wandelt sich das Gefühl. Das lyrische Ich spürt eine „neue Fülle“, die sich einstellt, als es sich von der geliebten Person entfernt. Dies deutet darauf hin, dass die Erfahrung der Liebe nicht nur in der physischen Nähe, sondern auch in der anschließenden inneren Verarbeitung eine tiefe Wirkung entfaltet.

Der zweite Teil des Gedichts beschreibt die Reaktion auf die neu gewonnene innere Kraft. Das lyrische Ich wendet sich der „Ferne“ zu, was symbolisch für die Weite und Unendlichkeit der eigenen Gefühle steht. Die Sehnsucht, die zuvor im Zentrum stand, löst sich auf und verschmilzt mit der Umgebung: „All die Sehnsucht sank in sie“. Diese Verschmelzung von Herz, Nacht und Sternen, die in einer „gleichen Melodie“ rauschen, erzeugt ein Gefühl der Einheit und des Einklangs mit der Welt. Die Erfahrung der Liebe hat also nicht nur das lyrische Ich bereichert, sondern auch seine Wahrnehmung der Welt verändert und erweitert.

Zweig gelingt es, in diesem kurzen Gedicht eine subtile Entwicklung der Gefühle darzustellen. Er beschreibt den Übergang von der intensiven Erfahrung der Liebe zum Gefühl einer neuen Kraft und Harmonie, die aus dieser Erfahrung hervorgeht. Die Bilder der „fremden Hülle“, der „Ferne“, der „Nacht“ und der „Sterne“ schaffen eine atmosphärische Dichte und laden den Leser ein, die dargestellten Emotionen nachzuempfinden. Das Gedicht ist somit eine Ode an die transformative Kraft der Liebe und ihre Fähigkeit, neue innere Welten zu erschließen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.