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Nachtfalter

Von

Nachtfalter kommen verloren
Wie Gedanken aus dem Dunkel geboren,
Sie müssen dem Tag aus dem Wege gehen
Und kommen zum Fenster um hellzusehen.
Und in die Nachstille versunken,
Flattern sie zuckend und trunken,
Sie haben nie Sonne, nie Honig genossen,
Die Blumen alle sind ihnen verschlossen.
Nur wo bei Lampen die Sehnsucht wacht,
Verliebte sich grämen in schlafloser Nacht
Da stürzen sie in das Licht, sich zu wärmen,
Das Licht, das Tränen bescheint und Härmen:
Die Falter der Nacht, die Sonne nie kennen,
Sie müssen an den Lampen der Sehnsucht verbrennen.

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Gedicht: Nachtfalter von Max Dauthendey

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Nachtfalter“ von Max Dauthendey zeichnet ein melancholisches Bild vom Schicksal der Nachtfalter und überträgt dieses Bild auf eine allgemeine menschliche Erfahrung. Die Nachtfalter, wie Gedanken aus der Dunkelheit geboren, repräsentieren eine Sehnsucht, die dem Licht entgegenstrebt, obwohl sie dem Tag ausweichen müssen. Dieser Gegensatz zwischen Dunkelheit und Licht, zwischen dem Verborgenen und dem Sichtbaren, prägt die gesamte Struktur des Gedichts. Die Nachtfalter sind Gefangene ihrer Natur, ihres Instinkts, der sie unaufhaltsam zum Licht zieht.

Das Gedicht deutet an, dass die Nachtfalter aufgrund ihrer Natur etwas versäumt haben, da sie nie Sonne und Honig genießen konnten, die Blumen für sie verschlossen sind. Hier wird eine Parallele zur menschlichen Erfahrung gezogen: Die Sehnsucht nach etwas, das unerreichbar scheint. Die Nachtfalter suchen Trost und Wärme in dem Licht der Sehnsucht, die bei den Liebenden und Gekränkten in schlaflosen Nächten erwacht. In dieser Suche nach Wärme und Nähe finden sie ihr Ende, indem sie sich in das Licht stürzen. Dieses Licht ist jedoch nicht das reine, lebenserhaltende Sonnenlicht, sondern das trübe Licht der Lampen, das Tränen und Härmen widerspiegelt.

Die Metaphorik des Gedichts ist stark ausgeprägt. Die Nachtfalter stehen stellvertretend für Sehnsüchte und unerfüllte Wünsche, für eine Suche, die zum Scheitern verurteilt ist. Die „Lampen der Sehnsucht“ sind ein zentrales Bild, das die paradoxe Natur des Verlangens verdeutlicht. Sie bieten zwar eine scheinbare Erfüllung, aber gleichzeitig auch den Untergang. Das Verbrennen der Nachtfalter im Licht ist ein Symbol für die Selbstzerstörung, die aus unerfüllten Sehnsüchten resultieren kann. Das Gedicht drückt die Tragik aus, die mit dem Verlangen nach etwas Unerreichbarem einhergeht.

Die formale Gestaltung des Gedichts unterstützt seine melancholische Aussage. Die Reime erzeugen einen Sog, der die Leser mit in die Stimmung des Gedichts zieht. Das rhythmische Flattern der Worte spiegelt das flattern der Nachtfalter und ihrer Sehnsüchte wieder. Die Wiederholung von Begriffen wie „Licht“ und „Nacht“ verstärkt die zentrale Thematik und erzeugt eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit. Das Gedicht ist ein eindringliches Beispiel dafür, wie Dauthendey in seinen Werken die tieferen menschlichen Emotionen und Erfahrungen auf subtile und poetische Weise zu erfassen vermag.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.