Alles sind′ ich in dir, Laokoon, Zeus und Apollo,
Aus dem gestürzten Olymp flohen die Götter zu dir.
Welt der Griechen und Römer, du zeigst auch ägyptische Götzen,
Und Brittania versorgt reichlich mit Mumien dich.
Mumien im Vatican
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Mumien im Vatican“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist eine kurze, prägnante Beobachtung und Reflexion über die kulturelle Sammlung und den Verlust antiker Traditionen, wie sie im Vatikan dargestellt werden. Es verbindet verschiedene kulturelle Epochen und geografische Orte, um eine komplexe Reflexion über die Überreste der Vergangenheit zu erzeugen. Die knappe Form des Gedichts und die gewählte Sprache tragen zu dieser komplexen Aussage bei.
Die ersten beiden Zeilen des Gedichts stellen eine Anrufung dar, die den Laokoon, eine berühmte antike Skulpturengruppe, als Metapher für die gesamte klassische Kunst und Mythologie heranzieht. Die Götter des Olymps sind durch die „gestürzten“ Götter vertreten, die im Laokoon wiedergeboren sind. Dies deutet auf einen Verlust und eine Transformation hin, eine Art Wiederauferstehung der griechischen und römischen Kultur in einer neuen Umgebung, dem Vatikan. Die Anwesenheit von „Zeus und Apollo“ in der Kunst unterstreicht die Verbindung des Vatikans zur antiken Welt.
In der zweiten Hälfte des Gedichts erweitert Waiblinger den Fokus, indem er die ägyptische Kultur und deren Mumien ins Spiel bringt. Die Zeile „Welt der Griechen und Römer, du zeigst auch ägyptische Götzen“ deutet auf das Nebeneinander verschiedener antiker Kulturen im Vatikan hin. Diese Zeile führt zu einer breiteren Betrachtung der Vergangenheit ein, die über die griechisch-römische Kultur hinausgeht. Die Erwähnung von „Brittania“ und der reichlichen Versorgung mit Mumien deutet auf eine Kolonialerfahrung und die damit verbundene kulturelle Aneignung und den Verlust der kulturellen Artefakte an.
Insgesamt lässt sich das Gedicht als eine Reflexion über die Art und Weise interpretieren, wie Vergangenheit bewahrt, präsentiert und möglicherweise auch verfälscht wird. Der Vatikan, als Ort der Sammlung und Präsentation verschiedener kultureller Artefakte, wird zum Spiegelbild der europäischen Geschichte. Die Präsenz der verschiedenen Kulturen in dem Vatikan kann einerseits als Beweis für die Erhaltung des kulturellen Erbes gesehen werden, aber andererseits auch als Zeichen für die Aneignung und den Verlust der kulturellen Identität der jeweiligen Völker. Die Kürze des Gedichts und die Kombination der unterschiedlichen kulturellen Elemente schaffen eine verdichtete Aussage, die den Leser zu weitergehenden Überlegungen anregt.
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