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Morgenandacht

Von

Frisch auf, mein Sinn, ermuntre dich,
Weil dort die Morgensonne sich
Zeigt auf vergüld?tem Hügel.
Es hüpfet ob den Büschen ümm,
Und singet Gott mit krauser Stimm?
Das leichte Luftgeflügel.
Schläfer, Schäfer,
Sind geflissen,
Zu begrüßen
Trift und Auen,
Dir und ihnen sich zu trauen.

Dir, dir, dir hier, o Gott, stimmt an,
Was schwebt, was webt, was beben kann,
Ein Loblied deiner Güte.
Auch mich soll nichts beschämen nicht,
Daß ich vergesse meine Pflicht
Und dankbares Gemüthe.
Höre, mehre
Dies Erklingen,
Laß mein Singen,
Dich jetzt preisen,
Und dir Ruhm und Ehr? erweisen.

Das Leid der Nacht ist überhin.
Wer macht, daß ich entkommen bin
Aus tausendfachen Stricken?
Da mich umfing des Todes Bild,
War deine Hand mein starker Schild,
Dein Schutz wollt? mich beglücken.
Pfeilen, Seilen
Böser Leute,
Die zur Beute
Mich erwählet,
Hat ihr Werk der Nacht gefehlet.

Du Held und Hüter unsrer Wacht,
Der du nicht schläfest in der Nacht,
Dein Gnadenaug? bleib? offen;
Beug? ferner allem Unfall für,
Und öffne meines Herzens Thür
Zu fest gefaßtem Hoffen.
Ende, wende
Meine Schmerzen
In dem Herzen
Ob den Sünden,
Laß mich deine Gnad? empfinden.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Morgenandacht von Sigmund von Birken

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Morgenandacht“ von Sigmund von Birken ist ein erhebendes Loblied, das die Schönheit des Morgens mit der Dankbarkeit gegenüber Gott verbindet. Es beginnt mit einem Appell an den eigenen Geist, sich zu erheben und die erwachende Natur zu begrüßen, dargestellt durch die Morgensonne, die Vögel und die Aktivitäten von Schäfern und Tieren. Das Gedicht entfaltet sich in drei Strophen, die jeweils unterschiedliche Aspekte der Anbetung und des Vertrauens in Gottes Macht hervorheben.

Die erste Strophe fokussiert auf die Freude und das Lob der Schöpfung. Die Verse beschreiben die erhebende Szenerie des Morgens, wobei die Natur als Chorsänger Gottes dargestellt wird. Die „leichte Luftgeflügel“ und die Schäfer symbolisieren die lebendige Welt, die ihren Schöpfer preist. Der Dichter selbst fühlt sich durch diese Harmonie inspiriert, seine eigene Dankbarkeit auszudrücken, und verpflichtet sich, seine Pflicht zu erfüllen und ein dankbares Gemüt zu bewahren. Die Verwendung von Adjektiven wie „vergüldet“ und die Darstellung von Bewegung wie „hüpfet“ und „webt“ erzeugen lebendige Bilder, die die Schönheit des Morgens hervorheben.

Die zweite Strophe vertieft die Thematik der Dankbarkeit und des Vertrauens. Hier wendet sich der Dichter direkt an Gott, lobt dessen Güte und bittet um dessen Segen. Er erkennt Gottes Allgegenwart in der Schöpfung und bittet darum, dass seine eigene Stimme dem Lobgesang der Natur beitreten möge. Die Strophe drückt ein tiefes Gefühl der Demut aus und unterstreicht die Abhängigkeit des Menschen von Gott. Der Dichter wünscht sich, dass sein Gesang Gott ehrt und ihm Ruhm erweist, was die tiefe Verbundenheit und das Vertrauen in die göttliche Macht verdeutlicht.

Die dritte Strophe nimmt eine persönlichere Note an und reflektiert die überstandenen Schwierigkeiten und die Bewahrung durch Gott. Sie spricht von „tausendfachen Stricken“, aus denen der Dichter entkommen ist, und von dem Schutz, den Gott bot, als „des Todes Bild“ ihn umfing. Diese Zeilen deuten auf eine vergangene Not oder Bedrohung hin, die durch Gottes Eingreifen abgewendet wurde. Der Dichter bittet um Schutz vor zukünftigen „Unfällen“ und um die Öffnung seines Herzens für „fest gefaßtes Hoffen“. Das Gedicht endet mit einer Bitte um Vergebung und Gnade, was die Hoffnung auf ein neues Leben und die tiefe Zuversicht in Gottes unendliche Barmherzigkeit zum Ausdruck bringt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.