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Moralische Differenz

Von

Zucht und Sittlichkeit wohnt in Deutschland, aber Italien
Ist der Freude, der Lust, üppiger Sinnlichkeit Land.
O welch ein Unterschied, ein moralischer! Dort sind die H…
Jungfern und Mädchen, in Rom haben sie gar einen Mann.

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Gedicht: Moralische Differenz von Wilhelm Friedrich Waiblinger

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Moralische Differenz“ von Wilhelm Friedrich Waiblinger ist eine satirische Auseinandersetzung mit den vermeintlichen moralischen Unterschieden zwischen Deutschland und Italien, die durch eine spielerische Umkehrung der erwarteten Wertevorstellungen gekennzeichnet ist. Waiblinger nutzt eine einfache, fast kindliche Sprache, um eine überraschend freimütige Aussage zu treffen und die Doppelmoral der viktorianischen Zeit, in der das Gedicht entstand, anzuprangern.

Der Kontrast zwischen Deutschland, dem Land von „Zucht und Sittlichkeit“, und Italien, dem Land „der Freude, der Lust, üppiger Sinnlichkeit“, wird als Ausgangspunkt für die Kritik verwendet. Die ironische Feststellung, dass in Italien „Jungfern und Mädchen“ einen Mann haben, während die vermeintliche Keuschheit Deutschlands betont wird, enthüllt eine versteckte Kritik an der deutschen Gesellschaft. Es impliziert, dass die vermeintliche Tugendhaftigkeit in Deutschland oft nur Fassade ist, während in Italien die Sinnlichkeit freier gelebt wird.

Die Verwendung des Wortes „H…“ ist hier bewusst provokativ und unterstreicht die Satire. Es bricht mit der Konvention und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Doppelmoral. Waiblinger suggeriert, dass die scheinbare Moral in Deutschland zu einer Verdrängung führt, während in Italien die sexuelle Freiheit offener gelebt wird, selbst wenn dies den gesellschaftlichen Normen widerspricht.

Die Kürze des Gedichts, zusammen mit der einfachen Reimstruktur und dem direkten, fast ungeschliffenen Ton, verstärkt seine satirische Wirkung. Es ist ein scharfzüngiger Kommentar, der auf humorvolle Weise die Heuchelei der damaligen Moralvorstellungen aufdeckt. Waiblinger nutzt die Kontrastierung der Kulturen, um die Unzulänglichkeiten und die Doppelmoral der deutschen Gesellschaft bloßzustellen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.