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Mit dem Myrthenkranze

Von

I.
Wohl ist das Laub der Myrthe immergrün,
Doch welkten ach! schon viele Hochzeitkränze:
Denn wenn die Ideale welk verblüh′n,
Dann welken auch der jungen Liebe Lenze.
Du wirst stets quellfrisch diesen Kranz besprühn,
Daß er auf immer schön wie heut erglänze,
Und fragst Du, wo der Wunderquell sich hehle?
In Deiner eignen jungfräulichen Seele.

II.
Laß Dir den Kranz nun den, schimmernden, reichen,
Welchem kein anderer Schmuck zu vergleichen: –
Myrthe, sie blüht nur den einzigen Tag:
Aber es wandeln die Lieb′ und die Treue
Welkende Blüthen in Silber auf′s Neue,
Welche kein Herbst zu verflücht′gen vermag:
Laß Dir nun wünschen, Du mögest befahren
Aehnliches Glück in den wechselnden Jahren,
Wie es den Aeltern kein Wechsel geraubt;
Wann sie dann feiern in silbernen Haren
Goldene Hochzeit, – dann schling′ ich den klaren,
Silbernen Kranz Dir um′s glückliche Haupt.

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Gedicht: Mit dem Myrthenkranze von Felix Dahn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Mit dem Myrthenkranze“ von Felix Dahn zelebriert die Beständigkeit der Liebe und die Hoffnung auf ein langes, erfülltes Eheleben. Es ist in zwei Strophen unterteilt, die jeweils eine tiefe Bedeutungsebene bergen und eine klare Botschaft vermitteln: Die wahre Liebe überdauert alle Widrigkeiten und kann sogar dem Vergehen der Zeit trotzen. Die verwendete Metaphorik und die Anspielung auf das Vergängliche unterstreichen diese zentrale Thematik.

In der ersten Strophe wird die immergrüne Myrthe, traditionell ein Symbol für Liebe und Unsterblichkeit, mit der flüchtigen Natur von Hochzeitskränzen kontrastiert. Der Dichter weist auf die Gefahr hin, dass die Ideale, die die junge Liebe beflügeln, mit der Zeit verblassen könnten. Um diesem Verfall zu entgehen, wird die Braut ermutigt, die Quelle der Liebe in ihrer eigenen „jungfräulichen Seele“ zu suchen und zu bewahren. Hier liegt der Schlüssel zur Erhaltung des Glücks: die Pflege der Ideale, die die Beziehung nähren. Das Gedicht deutet an, dass wahre Liebe nicht nur auf äußeren Umständen beruht, sondern aus der inneren Reinheit und der beständigen Pflege der Gefühle entspringt.

Die zweite Strophe vertieft diese Thematik. Der Dichter reicht der Braut einen „schimmernden“ Kranz und preist die Tugenden, die eine dauerhafte Liebe ausmachen: Liebe und Treue. Im Gegensatz zur Myrthe, die nur einen Tag blüht, sind diese Tugenden unsterblich und können „welkende Blüthen“ in etwas Neues verwandeln. Diese Zeilen sprechen die Fähigkeit der Liebe an, Krisen zu überwinden und immer wieder neu zu erblühen. Der Dichter wünscht der Braut Glück und Stabilität, die sich in der „goldenen Hochzeit“ der Eltern manifestiert, ein Symbol für ein langes, gemeinsames Leben. Die abschließende Zeile, in der der Dichter verspricht, einen „silbernen Kranz“ zum Jubiläum zu winden, unterstreicht die Kontinuität der Liebe und die Hoffnung auf ein gemeinsames, erfülltes Leben.

Die Sprache des Gedichts ist klassisch und feierlich, mit einer Mischung aus Romantik und einer gewissen Ernsthaftigkeit. Die Reime und die bildhafte Sprache, besonders die Metaphern von Myrthe, Kranz und Blüten, verleihen dem Gedicht eine tiefe emotionale Wirkung. Das Gedicht ist eine Botschaft der Hoffnung und Ermutigung an das junge Paar, ein Appell, die Ideale der Liebe hochzuhalten und die Beziehung durch Liebe und Treue zu stärken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.