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Mein!

Von

Bächlein, laß dein Rauschen sein!
Räder, stellt euer Brausen ein!
All ihr muntern Waldvögelein,
Groß und klein,
Endet eure Melodein!
Durch den Hain
Aus und ein
Schalle heut ein Reim allein:
Die geliebte Müllerin ist mein!
Mein!
Frühling, sind das alle deine Blümelein?
Sonne, hast du keinen hellern Schein?
Ach, so muß ich ganz allein
Mit dem seligen Worte mein
Unverstanden in der weiten Schöpfung sein!

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Gedicht: Mein! von Wilhelm Müller

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Mein!“ von Wilhelm Müller ist eine kurze, aber intensive Liebeserklärung, die von einer tiefen, fast schon besitzergreifenden Freude und dem Wunsch nach dem Ausdruck dieser Freude geprägt ist. Der Sprecher des Gedichts ist von der Tatsache, dass die Müllerin ihm gehört, so überwältigt, dass er die Natur, die ihn umgibt, dazu auffordert, still zu sein und seine eigene Freude zu widerspiegeln. Er sehnt sich danach, sein Glück mit der Welt zu teilen, scheitert aber an der Unfähigkeit, es wirklich zu vermitteln.

Die ersten Verse sind von Imperativen geprägt, die die Natur zum Schweigen bringen sollen: „Bächlein, laß dein Rauschen sein! / Räder, stellt euer Brausen ein! / All ihr muntern Waldvögelein…“. Diese Zeilen zeigen den Wunsch, die Welt auf seine eigene Erfahrung zu zentrieren, und lassen eine intensive, fast schon egozentrische Freude erahnen. Die Wiederholung von „Mein!“ am Ende der Strophe verstärkt diesen Eindruck und etabliert das zentrale Thema des Gedichts: die Besitzergreifung und die Freude darüber. Der Sprecher scheint zu glauben, dass die Natur seine Gefühle teilen und sein Glück widerspiegeln sollte.

Im zweiten Teil des Gedichts wird die Unfähigkeit des Sprechers, sein Glück mit der Welt zu teilen, offenbar. Er fragt sich: „Frühling, sind das alle deine Blümelein? / Sonne, hast du keinen hellern Schein?“. Diese Fragen deuten auf eine gewisse Unzufriedenheit oder Enttäuschung hin, da die Natur nicht in der Lage zu sein scheint, die Intensität seiner Gefühle zu spiegeln. Der Sprecher fühlt sich allein mit seinem Glück und wünscht sich einen größeren Widerhall in der Welt um ihn herum.

Der abschließende Vers, „Ach, so muß ich ganz allein / Mit dem seligen Worte mein / Unverstanden in der weiten Schöpfung sein!“, fasst die Tragik der Situation zusammen. Trotz seiner Freude und der Erwähnung des Wortes „selig“ fühlt sich der Sprecher unverstanden und isoliert. Sein Glück, so intensiv es auch sein mag, findet keine Resonanz in der Welt. Das Gedicht schwingt zwischen Freude und Melancholie, zwischen dem Stolz auf seinen Besitz und der Einsamkeit, die daraus resultiert.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.