Durnehtige sele, vroewe dich,
Du bist alleine got gelich.
Ja es ist wol billich,
Wan du trinkest mit goettlicher gedult
Ane schuld
Vil manig bitterkeit in dich.

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Durnehtige sele, vroewe dich,
Du bist alleine got gelich.
Ja es ist wol billich,
Wan du trinkest mit goettlicher gedult
Ane schuld
Vil manig bitterkeit in dich.

Das Gedicht „Durnehtige sele, vroewe dich“ von Mechthild von Magdeburg vermittelt eine tief religiöse Botschaft, die von der Geduld und Demut im Angesicht von Leid und Entbehrung spricht. Die „durnehtige sele“ – die müde, erschöpfte Seele – wird aufgefordert, sich zu „frohen“, also zu erheben und sich auf Gott auszurichten. Die Seele wird in ihrem Zustand der Entbehrung und des Schmerzes angesprochen, aber sie wird auch ermahnt, dass sie sich auf eine göttliche Geduld einlassen soll. Diese Geduld ist nicht nur eine passive Haltung, sondern eine aktive, heilsame Kraft, die hilft, die Bitterkeit und das Leid zu überwinden.
Die Zeilen „Du bist alleine got gelich“ und „Ja es ist wol billich“ deuten darauf hin, dass der Mensch in seiner tiefen, spirituellen Verbindung zu Gott eine Art göttliche Ähnlichkeit erreichen kann. Durch die Geduld und das Aushalten von Schmerz wird die Seele in der Nähe Gottes geläutert und gestärkt. In diesem Zusammenhang wird der Geduld als eine kostbare, fast heilige Tugend ein hoher Stellenwert beigemessen. Sie hilft, die schmerzhaften Erfahrungen des Lebens zu überstehen und in eine höhere, göttliche Dimension zu führen.
Die „manig bitterkeit“ ist ein symbolisches Bild für die vielen Prüfungen und Leiden, die den Menschen im Leben begegnen. Doch die göttliche Geduld, die dem Gedicht zugrunde liegt, wird als eine Möglichkeit dargestellt, diese Bitterkeit zu ertragen und sich innerlich zu wandeln. In Mechthild von Magdeburgs religiösem Kontext steht diese Geduld nicht nur für passives Erleiden, sondern auch für einen inneren Prozess der Reinigung und Annäherung an das Göttliche. Die Seele wird durch diese Geduld stärker und näher zu Gott, und obwohl der Schmerz nicht verschwinden mag, wird der Weg durch ihn erleuchtet.
Zusammengefasst fordert das Gedicht eine Haltung des Vertrauens und der Geduld auf dem spirituellen Weg. Das Aushalten von Leid wird als ein Mittel verstanden, durch das der Mensch in die göttliche Nähe treten kann. Mechthild von Magdeburg vermittelt die Botschaft, dass durch Geduld und das Ertragen von Bitterkeit der wahre spirituelle Frieden und die Nähe zu Gott erreicht werden können.
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