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Die dorne

Von

Die dorne sint gebluemet
Lilienwis, rosenvar,
Wuneklich, himelclar.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Die dorne von Mechthild von Magdeburg

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die dorne“ von Mechthild von Magdeburg ist ein kurzes mystisch-symbolisches Sprachbild, das in wenigen Zeilen eine tiefgreifende geistliche Erfahrung vermittelt. Die mittelalterliche Mystikerin verbindet hier Naturmotive mit spiritueller Bedeutung und schafft eine Vision, in der Schmerz und Schönheit, Leid und göttliche Klarheit untrennbar miteinander verwoben sind.

Zentral ist das Bild der „dorne“, die in der poetischen Vision plötzlich blühen – nicht mit gewöhnlichen Blüten, sondern mit solchen von hoher symbolischer Kraft: „Lilienweis“, „rosenvar“, „wuneklich“, „himelclar“. Dornen stehen traditionell für Leiden, Buße und das Irdische, während Lilien Reinheit, Rosen Liebe oder Martyrium und himmlisches Licht Transzendenz bedeuten. Die Blüte der Dornen suggeriert somit eine Verwandlung des Schmerzes in göttliche Schönheit.

Die Wortwahl hebt diese spirituelle Verklärung besonders hervor. „Wuneklich“ (wonnevoll, selig) und „himelclar“ (himmlisch klar) weisen auf eine mystische Freude und Erleuchtung hin, die aus dem Leiden hervorgeht. Es ist, als würde sich in der Dornenkrone Christi die Schönheit des Himmels offenbaren – eine zentrale Vorstellung der mittelalterlichen Mystik.

Mechthilds knapper Text verdichtet diese Erfahrung in einer fast bildlosen Sprache, die dennoch visionär ist. Die äußere Welt (die Dornen) wird zur inneren Offenbarung (Blüte in himmlischer Klarheit). Damit wird das Gedicht zum Ausdruck einer tiefen Gotteserfahrung, in der sich das Leid der Welt in das Licht göttlicher Liebe und Schönheit verwandelt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.