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Weinlese

Von

Nun will sich jeder gern bücken,
Man trägt jetzt Butten am Rücken,
Drinnen die Trauben sich drücken.

Nun schlürfe nur Süßigkeit,
Und mache den Rücken recht breit,
Und schleppe dein Teil heim beizeit.

Und füllst du ins Fass deinen Wein,
Und bist du mal kalt und allein, –
Mit dem Wein bist du immer zu zwein.

Der Wein feuert ein alte Glatzen,
Macht Nachtigallen aus Spatzen
Und lockt dir den Amor, den Fratzen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Weinlese von Max Dauthendey

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Weinlese“ von Max Dauthendey thematisiert auf spielerische Weise den Akt der Weinernte und die damit verbundenen Sinnesfreuden. Der Beginn des Gedichts beschreibt die einfache, doch durchaus arbeitsintensive Tätigkeit des Bückens und Sammelns der Trauben, die „sich drücken“ – ein Bild für die Fülle und Reichtum der Erntezeit. Die „Butten“ (Körbe) auf dem Rücken sind Symbol für die Mühe, die der Sprecher auf sich nimmt, um die Früchte zu ernten und die Arbeit zu vollenden.

Im zweiten Vers wird die Lust und Freude des Trinkens hervorgehoben: „Nun schlürfe nur Süßigkeit“ – der Wein wird als eine Quelle der Freude und des Genusses präsentiert, die in dieser Szene das harte Arbeiten kontrastiert. Das „Breitmachen des Rückens“ und das „Schleppen des Teils heim“ verdeutlichen dabei nicht nur die physische Anstrengung, sondern auch die Belohnung, die in der Vollendung des Arbeitsschritts liegt. Der Sprecher betont, dass der Wein, den man in das Fass füllt, mehr ist als ein bloßes Getränk; er wird zu einer Begleitung in allen Lebenslagen, auch „wenn du mal kalt und allein bist“.

Im letzten Abschnitt des Gedichts wird der Wein als ein Symbol für Verwandlung und Verführung dargestellt. Er hat die Kraft, „alte Glatzen“ zu entfachen und „Nachtigallen aus Spatzen“ zu machen – was auf die belebende, fast magische Wirkung des Weins auf den Menschen hinweist. Der Wein verleiht neuen Glanz, lässt das Leben lebendig wirken und lockt sogar „Amor“ heran, der symbolisch für Liebe und Verführung steht. Die „Fratzen“ in diesem Zusammenhang scheinen sich zu verzerren, als ob der Wein die wahre Natur der Menschen ans Licht bringt und sie auf eine gewisse Weise entstellt oder verändert.

Dauthendey spielt hier mit der Idee des Weins als einem Element der Veränderung und der Freude. Der Wein ist sowohl ein Genussmittel als auch ein magisches Getränk, das die Welt in eine andere Perspektive rückt – ein Mittel, das den Alltag verschönert und die Menschen miteinander verbindet. Das Gedicht ist eine Mischung aus heiterer Feierlichkeit und tiefgründiger Reflexion über die Kraft des Weins als Symbol für das Leben selbst.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.