Adventskranz
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden.
Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.
Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Adventskranz“ von Matthias Claudius ist eine schlichte und zugleich tiefsinnige Darstellung der Adventszeit als Symbol für Licht, Hoffnung und inneres Erwachen. Es greift das vertraute Bild des Adventskranzes auf, der mit jeder Woche heller wird, und überträgt dieses Motiv auf die Menschen und die Welt. Der Text lebt von einer ruhigen, erwartungsvollen Stimmung, in der das Licht zugleich äußeres und inneres Zeichen ist.
In der ersten Strophe steht der Kranz im Mittelpunkt, der nach und nach mit „ein Lichtlein mehr“ bestückt wird. Der Lichtzuwachs steht in klarem Kontrast zu den „dunklen Stunden“ des Winters – sowohl im wörtlichen Sinn als auch im übertragenen Sinne menschlicher Dunkelheit, etwa Einsamkeit, Kälte oder Zweifel. Das Licht wird dabei zur geistigen Orientierung, zur stillen Hoffnung, die durch die Zeit des Wartens trägt.
Mit der zweiten Strophe wird das Licht intensiver: Aus einzelnen Kerzen entsteht ein „Schimmer“, der nicht nur den Kranz, sondern auch das Zimmer und schließlich die Menschen selbst erhellt – „und so leuchten auch wir“. Das Bild verweist auf eine innere Wandlung: Der Advent wird zum Anlass, selbst Wärme und Licht auszustrahlen. Diese Zeilen drücken eine stille, gemeinschaftliche Freude aus, die sich aus dem einfachen Brauch des Kerzenanzündens entwickelt.
Die dritte Strophe führt die Bewegung weiter: Von der kleinen Kerze über das leuchtende Zimmer hin zur ganzen Welt. Der Advent wird hier als eine Art seelische Vorbereitung auf Weihnachten verstanden – eine Zeit, in der die Welt „langsam der Weihnacht entgegen“ leuchtet. Der Schlussvers – „Und der in Händen sie hält, / weiß um den Segen!“ – gibt dem Gedicht eine religiöse Dimension: Gott selbst hält die Welt in den Händen und kennt das tiefere Ziel der weihnachtlichen Erwartung.
Claudius verbindet in „Adventskranz“ auf poetisch schlichte Weise christliche Symbolik mit Alltagsritualen. Der Text lädt zur Besinnung ein, ohne zu pathetisch zu werden, und vermittelt die Adventszeit als wachsende, stille Freude, die Herz und Welt gleichermaßen erhellt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.