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Träume

Von

Sag, welch wunderbare Träume
Halten meinen Sinn umfangen,
Dass sie nicht wie leere Schäume
Sind in ödes Nichts vergangen?

Träume, die in jeder Stunde,
Jedem Tage schöner blühn,
Und mit ihrer Himmelskunde
Selig durchs Gemüte ziehn!

Träume, die wie hehre Strahlen
In die Seele sich versenken,
Dort ein ewig Bild zu malen:
Allvergessen, Eingedenken!

Träume, wie wenn Frühlingssonne
Aus dem Schnee die Blüten küsst,
Dass zu nie geahnter Wonne
Sie der neue Tag begrüßt,

Dass sie wachsen, dass sie blühen,
Träumend spenden ihren Duft,
Sanft an deiner Brust verglühen,
Und dann sinken in die Gruft.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Träume von Mathilde Wesendonck

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Träume“ von Mathilde Wesendonck beschreibt die poetische und gleichzeitig flüchtige Natur der Träume, die den Menschen umfangen und in eine Welt der Schönheit und der Sehnsucht entführen. Zu Beginn stellt sich das lyrische Ich die Frage, welche Art von Träumen es umgibt – Träume, die mehr sind als nur vergängliche und bedeutungslose Erscheinungen, die „wie leere Schäume“ verschwinden. Die Frage nach der Beständigkeit und Bedeutung der Träume zeigt den Wunsch des Ichs, dass diese inneren Visionen etwas Substantielles und Bleibendes in sich tragen, das nicht im „öden Nichts“ verpufft.

Die folgenden Verse vermitteln die positive und erfüllende Kraft der Träume. Sie erscheinen als ständige Begleiter, die „in jeder Stunde, / Jedem Tage schöner blühn“. Die Träume sind nicht nur ein passives Erleben, sondern sie sind aktiv und verändern das Gemüt, indem sie „Selig“ durch das innere Leben des Ichs ziehen. Die Träume erhalten so eine fast göttliche Bedeutung und wirken wie eine „Himmelskunde“, die das Bewusstsein erheben und in eine höhere, tiefere Wahrnehmung führen. Der Gebrauch des Begriffs „Himmelskunde“ verleiht den Träumen einen spirituellen, ja fast mystischen Charakter.

Der poetische Ausdruck der Träume wird weiter durch die Metapher von „hehren Strahlen“ verstärkt, die in die Seele „versenken“ und dort ein „ewig Bild“ malen. Die Träume werden hier zu einer Quelle der Inspiration und des ewigen Gedankens, die das Bewusstsein in eine andere, schönere Dimension tragen. Der „ewige Bild“ verweist auf die Unvergänglichkeit und die tiefere Wahrheit, die durch die Träume erfahrbar wird, eine Art geistige Erleuchtung oder Offenbarung. Diese Träume scheinen eine Form von Erinnerung und Vergessen zu vereinigen, was die komplexe und vielschichtige Natur des Traums widerspiegelt.

Im letzten Abschnitt des Gedichts nimmt die Darstellung der Träume eine zart poetische Wendung. Sie werden mit der „Frühlingssonne“ verglichen, die „aus dem Schnee die Blüten küsst“, was einen neuen Anfang und eine nie gekannte Freude symbolisiert. Die Träume wachsen, blühen und spenden ihren „Duft“, was eine Metaphorik für die Schönheit und den positiven Einfluss der Träume auf das Leben darstellt. Doch die Träume sind nicht unendlich – sie „sinken in die Gruft“, was eine Erinnerung an die Vergänglichkeit des Lebens und die Endlichkeit aller Dinge ist. So führt das Gedicht eine melancholische Wendung ein, indem es die Schönheit und das Wachstum der Träume mit ihrer letztendlichen Auflösung in der „Gruft“ verknüpft, was den Zyklus des Lebens und der Träume selbst widerspiegelt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.