Marie, so frisch im Rot leuchten dir beide Wangen,Einer Mairose gleich; kastanienbraun dein Haar,Oder auch dunkler, spielt in tausend Locken zart,Davon die schönsten dir zierlich das Ohr umfangen.Als du noch Kind warst, hat einst eine kleine BieneVon deinen Lippen reinen Nektar aufgelesen;In deinem Auge hat Amor den Pfei1 vergessen;Es schenkte Pitho selbst dir deine schöne Stimme.Und deiner kleinen Brüste milchweißes Hügelpaar:Sie runden, heben sich, so wie im jungen JahrZwei runde Knospen sich aus ihrem Blattwerk heben.Von Grazien kommt dein Reiz, und Juno lieh den Arm,Aurora selbst schenkte die Stirne dir und Hand, -Dein Herz jedoch, Marie, stammt von grausamen Löwen.
Marie, so frisch im Rot leuchten dir beide Wangen…
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Marie, so frisch im Rot leuchten dir beide Wangen…“ von Pierre de Ronsard ist eine Liebeserklärung, die die Schönheit und Anmut der Angebeteten Marie in den Mittelpunkt stellt. Es ist ein Lobgesang auf ihre äußeren Reize, von den rosigen Wangen über das dunkle Haar bis hin zu den sanften Konturen ihres Körpers. Ronsard nutzt eine Fülle von Bildern und Vergleichen, um die Anmut Marias zu beschreiben und sie in eine Göttin zu verwandeln.
Das Gedicht bedient sich einer reichen Symbolik, um Marias Schönheit zu unterstreichen. Die Metapher der Mairose für ihre Wangen, die kastanienbraunen Locken und die Erwähnung der kleinen Biene, die Nektar von ihren Lippen sammelte, verstärken den Eindruck von Reinheit, Jugend und Anmut. Auch die Anspielung auf Amor, der in ihren Augen einen Pfeil vergaß, deutet auf ihre Fähigkeit hin, Liebe und Begierde zu wecken. Der Dichter verwendet Anleihen aus der griechischen Mythologie: Pitho, die Göttin der Überredungskunst, schenkt ihr die Stimme, und Grazien und Aurora tragen zu ihrer Schönheit bei.
Die sorgfältig gewählte Sprache und die detaillierte Beschreibung dienen nicht nur dazu, die körperliche Schönheit Marias zu preisen, sondern auch, sie zu idealisieren. Der Dichter vermischt sinnliche Elemente mit Anspielungen auf die Götterwelt, um Marie in eine beinahe überirdische Gestalt zu erheben. Durch diese Verbindung zwischen dem Irdischen und dem Göttlichen wird die Intensität der Verehrung des Dichters zum Ausdruck gebracht.
Die überraschende Pointe des Gedichts, die im letzten Vers enthüllt wird, verleiht der Liebeserklärung eine unerwartete Wendung. Die Aussage, dass Marias Herz von grausamen Löwen stammt, deutet auf eine ambivalente Natur der Geliebten hin, die möglicherweise trotz ihrer äußeren Reize auch Eigenschaften wie Unnahbarkeit, Stolz oder sogar Härte besitzt. Diese letzte Zeile wirft einen Schatten auf die anfängliche Idealisierung und suggeriert, dass die Liebe auch von Widersprüchen und unergründlichen Eigenschaften geprägt sein kann.
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