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Schnee

Von

Träne des Himmels: der Regen fiel
Tödlich wie Schwermut fällt
Auf das geliebte zerbrochene Spiel
Auf die verwesende Welt.

Herbst schon rollte sie schwelgend hinab,
Purpurner Untergang,
Sanft nun wiegt sie zu Grab
Eigener Wehmut Gesang.

Da: im silbernen Blitz der Fröste
Sieh, Erstarrung fällt,
Selige Form; es tanzt im Kristall die erlöste
Tanzt die gerettete Welt.

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Gedicht: Schnee von Maria Luise Weissmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Schnee“ von Maria Luise Weissmann schildert auf eindrucksvolle Weise den Übergang von Dunkelheit und Verfall zu einer mystischen, fast heiligen Transformation. Zu Beginn des Gedichts wird der Regen als „Träne des Himmels“ beschrieben, was eine metaphorische Verbindung zwischen der Natur und einer höheren, traurigen Macht herstellt. Der Regen, der „tödlich wie Schwermut“ fällt, symbolisiert den Niedergang und die Verzweiflung, die auf die „geliebte zerbrochene Welt“ niederprasseln. Hier wird das Bild der Zerstörung und des Verfalls eingeführt, das durch den Regen, als Symbol für Trauer und Schmerz, verstärkt wird.

Im zweiten Abschnitt des Gedichts tritt der Herbst als eine „schwelgend“ hinabrollende Figur auf, die mit „purpurnem Untergang“ den endgültigen Fall und das Ende einer Lebensphase darstellt. Der „sanfte Wiegen“ zum Grab und der „eigene Wehmut Gesang“ deuten darauf hin, dass die Welt in einen Zustand des Abschieds übergeht, aber mit einer Art Resignation, die den Tod akzeptiert. Die Melancholie des Herbstes wird hier durch die sanfte Bewegung und die melancholische Musik des Wehmuts zu einem natürlichen und ruhigen Übergang in den Tod und das Ende eines Zyklus.

Die Wendung im dritten Abschnitt bringt jedoch einen plötzlichen Wechsel: Der „silberne Blitz der Fröste“ führt zu einer Erstarrung, die fast wie ein plötzliches Erwachen erscheint. Der Schnee, als „selige Form“ beschrieben, repräsentiert die Erlösung und die Befreiung von der Schwermut. Im kristallenen Tanz des Schnees wird eine neue Welt gezeigt, eine „gerettete“ und erneuerte Welt, die aus der Kälte und Erstarrung hervorgeht. Der Tanz im Kristall symbolisiert dabei den Triumph des Lebens über den Verfall, die Transformation von Schmerz und Tod in eine reine, erlösende Schönheit.

Das Gedicht endet mit einem Bild des Neuanfangs: Die „errettete Welt“ im Tanz des Schnees steht für die Möglichkeit einer Erneuerung und einer Reinigung nach der Zerstörung. Die Natur durchlebt einen Zyklus von Verfall und Wiedergeburt, und der Schnee wird hier zum Symbol für den reinigenden und heilenden Prozess, der sowohl das Individuum als auch die Welt von ihren Lasten befreit. Die Welt, die von der Schwermut geprägt war, wird durch den Schnee und seine „selige Form“ erlöst.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.