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Die Katzen

Von

Sie sind sehr kühl und biegsam, wenn sie schreiten,
Und ihre Leiber fließen sanft entlang.
Wenn sie die blumenhaften Füße breiten,
Schmiegt sich die Erde ihrem runden Gang.

Ihr Blick ist demuthaft und manchmal etwas irr.
Dann spinnen ihre Krallen fremde Fäden,
Aus Haar und Seide schmerzliches Gewirr,
Vor Kellerstufen und zerbrochnen Läden.

Im Abend sind sie groß und ganz entrückt,
Verzauberte auf nächtlich weißen Steinen,
In Schmerz und Wollust sehnsuchtskrank verzückt
Hörst du sie fern durch deine Nächte weinen.

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Gedicht: Die Katzen von Maria Luise Weissmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Katzen“ von Maria Luise Weissmann beschreibt die geheimnisvolle und nahezu mystische Präsenz der Katzen, wobei die Dichterin ihre Bewegungen, ihren Blick und ihre Ausstrahlung poetisch und mit einer gewissen Melancholie schildert. Zu Beginn wird die Katze als „sehr kühl und biegsam“ beschrieben, was ihre geschmeidige, anmutige Bewegung betont. Ihre „blumenhaften Füße“, die sanft die Erde berühren, verleihen ihr eine natürliche Eleganz, die fast schon das Bild einer surrealen, überirdischen Kreatur aufruft. Die Katzen werden hier mit einer feinen Zartheit dargestellt, die sie von anderen Tieren unterscheidet und sie als Wesen von besonderer Anmut erscheinen lässt.

In der zweiten Strophe entfaltet sich eine düstere, geheimnisvolle Seite der Katze. Ihr Blick wird als „demuthhaft“ und „manchmal etwas irr“ beschrieben, was auf die Mischung aus Sanftheit und Unberechenbarkeit hinweist, die Katzen auszeichnet. Die „fremden Fäden“, die aus ihren Krallen gesponnen werden, erzeugen ein Bild der Gefahr und des Geheimnisses. Diese Fäden aus „Haar und Seide“ vermitteln die Vorstellung von Verletzlichkeit und Bedrohung zugleich. Der Hinweis auf „Kellerstufen und zerbrochene Läden“ lässt die Katze als ein Wesen erscheinen, das in den verborgenen, dunklen Ecken der Welt lebt – ein Symbol für die dunklen, unzugänglichen Seiten der Realität.

Die dritte Strophe verlagert das Bild der Katze in die Nacht, wo sie „groß und ganz entrückt“ erscheint. In dieser dunklen, nächtlichen Umgebung wird sie zu einer verzauberten Gestalt, die fast transzendent wirkt, „auf nächtlich weißen Steinen“. Die Katze wird hier mit einer Mischung aus Schmerz und Lust beschrieben, was eine komplexe, widersprüchliche emotional-affektive Dimension ihrer Existenz offenbart. Das „Hören“ der Katze, die durch die Nächte weint, fügt dem Bild eine zusätzliche emotionale Tiefe hinzu, als ob die Katze selbst in einem Zustand des inneren Schmerzes oder der Sehnsucht verstrickt ist.

Insgesamt vermittelt das Gedicht ein Bild der Katze als ein geheimnisvolles und vielschichtiges Wesen, das sowohl Eleganz als auch Dunkelheit, Sanftheit und Unberechenbarkeit in sich vereint. Die Katze ist in Weissmanns Darstellung ein Symbol für die Schönheit und den Schmerz, für die Anmut und die Verborgenen Ecken des Lebens, die sie bewohnt. Die Dichterin gelingt es, mit wenigen, prägnanten Bildern die komplexe, fast mystische Natur der Katze zu erfassen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.