Ballade vom Namenlosen
Er lebte weil er geboren war,
Er fand keinen anderen Grund.
Die Mutter liebte ganz früh sein Haar,
Einmal Eine dann seinen Mund,
Doch war es nicht wichtig und verging
Auch schnell, bevor ers ermessen.
Alles in allem war so gering –
Er hatte als er zu sterben anfing
Sich schon seit Jahren vergessen.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Ballade vom Namenlosen“ von Maria Luise Weissmann beschreibt das Leben eines namenlosen Menschen, der auf eine existenzielle Weise seine eigene Bedeutung und den Sinn seines Lebens hinterfragt. Der Beginn des Gedichts – „Er lebte weil er geboren war“ – stellt eine nüchterne Betrachtung des Lebens als bloße Tatsache dar, ohne dass eine tiefere Bestimmung oder ein höherer Sinn erkennbar ist. Die Gründe für das Leben erscheinen trivial und oberflächlich, was die Fragilität und Belanglosigkeit des Daseins unterstreicht.
Die Mutter wird in diesem Gedicht zwar als eine Figur dargestellt, die den Menschen in seiner frühen Kindheit liebt, doch die Liebe ist flüchtig und verliert an Bedeutung. Die Erwähnung des Haares und des Mundes des Kindes wirkt fast zufällig und gibt dem Kind keinen bleibenden Platz in der Erinnerung. Dies deutet darauf hin, dass das Leben von Anfang an von einer Vergänglichkeit geprägt ist, die sich selbst in den kleinsten Momenten widerspiegelt.
Das Gedicht betont die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens, indem es zeigt, dass der Mensch schon zu dem Zeitpunkt, als er zu sterben beginnt, sich selbst vergessen hat. Dies ist eine starke Metapher für das Fehlen einer tiefen Selbstwahrnehmung oder eines persönlichen Erbes. Der Mensch lebt nicht wirklich, sondern existiert nur als ein „Namenloser“, dessen Leben ohne Bedeutung und Erinnerung verweht.
Die abschließende Feststellung, dass der Mensch „sich schon seit Jahren vergessen“ hat, verstärkt die Idee der Entfremdung von sich selbst. Das Gedicht spiegelt eine tiefe Einsicht in die menschliche Existenz wider, die von der Vorstellung geprägt ist, dass viele Menschen ihr Leben ohne klare Identität oder Ziel leben, was zu einem Zustand der Vergessenheit führt, sowohl vor dem Tod als auch im Leben. Es ist ein melancholischer Blick auf das Leben als eine unbestimmte und vergängliche Reise.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.